Editionen, die Sie vielleicht verpasst haben

 
Imi Knoebel, o.T. (4)
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Lothar Quinte
Bei seiner steten Suche nach einem Ausdruck für die Tiefen und Untiefen des Seins kam Lothar Quinte (geb. 1923 im oberschlesischen Neisse, heute Nysa; gest. 2000 in Wintzenbach im Elsass) ganz ohne Figuren aus. Zeit seines Lebens verzichtete er auf jede Form von Gegenständlichkeit. In seiner frühen Schaffensphase dominierte die gestische Malerei – Quinte wollte seinem Lehrer HAP Grieshaber etwas entgegensetzen. Er pflegte enge Kontakte zu Informel-Künstlern wie Pierre Soulages, Hans Hartung oder Wols und wurde selbst einer der Protagonisten dieser abstrakten Richtung der Malerei, wie er sich auch der Bewegung simulierenden Op-Art zugehörig fühlte. „Was ich male, bin ich“, sagte der documenta-Künstler einmal. Weil er jedoch jedwede figurative Festlegung vermied, werden seine Werke gleichzeitig zum Spiegel für den*die Betrachter*in.
Lothar Quinte, Quasar (schwarze Variante)
Lothar Quinte
Auch in Lothar Quintes Serigrafien-Serie „Quasar“, entstanden in der Hochphase seines künstlerischen Schaffens Mitte der 70er Jahre, wird Kunst zum optischen Erlebnis. Die geometrische Form des Kreises dominiert neben Falt-, Fächer- und Schlitzbildern bereits ab etwa 1965 sein Werk. Durch leuchtende Farben, etwa Gelb, Pink oder Türkis, wirken die Kreisformen wie illuminiert. Assoziationen mit Himmelskörpern wie der Sonne werden geweckt. Dazu täuschen Hell-Dunkel-Effekte eine Tiefendimension vor, deren Sog wir uns als Betrachter*innen kaum entziehen können. Der Titel verrät die Spur: Quasare gehören als helle, aktive Zentren einer Galaxie zu den mächtigsten Energiequellen unseres Universums. In ihrer Mitte befindet sich ein Schwarzes Loch. „An der Malerei interessiert mich einzig und allein das optische Ereignis“, hat Quinte über seine Kunst gesagt. Ein Ereignis sind seine Kreisbilder allemal, ebenso wie eine verlockende Einladung zur Kontemplation.
Lothar Quinte, Quasar (orange Variante)
Andy Hope 1930
Andy Hope 1930 ist ein Künstler, der in vielen Welten lebt. Comics, Western und Science-Fiction gehören ebenso zu den Paralleluniversen, aus denen er schöpft, wie die Moderne oder das Dritte Reich. Fantasiefiguren aus dem christlichen, mythologischen oder galaktischen Kontext bevölkern seine Werke. Und da er intensiv durch diese Welten wandelt, in tranceähnlichen Zuständen malt, erschuf Andreas Hofer – so der ursprüngliche Name des Künstlers – den fiktionalen Charakter „Andy Hope 1930“, mit dem er seit 2010 alle seine Arbeiten signiert. Ein Wesen, das zwischen ihm und seinem Werk steht, das ihm einen Schutzraum eröffnet und ihm ermöglicht, ein anderer zu sein – ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mit dem Zusatz „1930“ hat sich der Künstler zudem aus der fortlaufenden Zeitrechnung verabschiedet und jongliert nun vollkommen frei mit Aspekten der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft.
Andy Hope 1930, Memories Found in a Dog’s Mind
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Lawrence Weiner
Die Idee für ein Kunstwerk ist bereits das Kunstwerk selbst ‒ Lawrence Weiner (1942-2021) hat den Kunstbegriff radikalisiert. In den sechziger Jahren, einer der bedeutendsten Dekaden der Gegenwartskunst, leistete er Pionierarbeit: Er machte Sprache zum Medium der bildenden Kunst. Mit seinen Textbotschaften demokratisierte er die Kunst. Der Künstler als Autor mit Deutungshoheit rückte in die Ferne, der Betrachter geriet ins Zentrum. Wie selten zuvor lag es an ihm, ein Werk gedanklich zu vollenden. 1968 bekräftigte Weiner in drei kurzen Leitsätzen, dass ein Kunstwerk keine physische Gestalt mehr annehmen muss: „1. Der Künstler kann die Arbeit herstellen. 2. Die Arbeit kann angefertigt werden. 3. Die Arbeit muss nicht ausgeführt werden.“
Lawrence Weiner, here & there some swimming in a vast whirlpool
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Cao Fei
Wir freuen uns sehr, Ihnen heute mit "The new angel" eine limitierte Edition hinter Acrylglas von Cao Fei vorzustellen, die 2022 im Rahmen des Projektes "Eiserner Vorhang" für die Wiener Staatsoper entstanden ist. Die dortige Brandschutzwand zwischen Bühne und Zuschauerraum wird hier in einen temporären Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst verwandelt. Für den 25. Eisernen Vorhang gestaltete Cao Fei "The New Angel", das Portrait einer jungen Frau, die mit ihrer silbergrauen Haut und ihren traditionellen seitlichen Haarknoten an ein Wesen aus der digitalen Welt erinnert, das den Namen "China Tracy" trägt.
Cao Fei schrieb dazu: "Mitfühlend wie eine Buddha Statue beobachtet China Tracy die reale Welt ohne Antworten zu geben".
Cao Fei, The New Angel
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George Byrne
Der Schatten eines Schwimmreifens, Palmen vor wolkenlosem Himmel, menschenleere Gebäudefassaden, bizarre Details - der australische Fotograf George Byrne schaut hin, wo scheinbar nichts passiert. Doch die Straßen- und Landschaftsfotografie des Vierzigjährigen Australiers strahlt! Sie ist Lebensgefühl pur. Ein Roadmovie durch bezaubernde Farben, schillerndes Licht und ungewöhnliche Bildkompositionen.

Für sein letztes Projekt „Local Devision“ fuhr Byrne Tag um Tag, Stunde um Stunde in einem ehemaligen Polizeiauto durch die Vororte seiner Wahlheimat Los Angeles. „Local Devision“ so hieß auch seine erste große Einzelausstellung, als er zurück nach Australien kam, bei dem Galeristen Tim Olsen 2016 in Sydney. Ein Senkrechtstart ‒ mit ihr wurde Byrne einem größeren Kunstpublikum bekannt. Byrne, der an der Sydney University und am Sydney College for the Arts studierte, ist zudem Sänger und Songwriter. Angesichts seiner Bilder ist es wahrlich nicht schwer, einen Song vom ewigen Sommer im Ohr zu haben.
George Byrne, Desert Pit Stop
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George Byrne
Der Schatten eines Schwimmreifens, Palmen vor wolkenlosem Himmel, menschenleere Gebäudefassaden, bizarre Details - der australische Fotograf George Byrne schaut hin, wo scheinbar nichts passiert. Doch die Straßen- und Landschaftsfotografie des Vierzigjährigen Australiers strahlt! Sie ist Lebensgefühl pur. Ein Roadmovie durch bezaubernde Farben, schillerndes Licht und ungewöhnliche Bildkompositionen.

Für sein letztes Projekt „Local Devision“ fuhr Byrne Tag um Tag, Stunde um Stunde in einem ehemaligen Polizeiauto durch die Vororte seiner Wahlheimat Los Angeles. „Local Devision“ so hieß auch seine erste große Einzelausstellung, als er zurück nach Australien kam, bei dem Galeristen Tim Olsen 2016 in Sydney. Ein Senkrechtstart ‒ mit ihr wurde Byrne einem größeren Kunstpublikum bekannt. Byrne, der an der Sydney University und am Sydney College for the Arts studierte, ist zudem Sänger und Songwriter. Angesichts seiner Bilder ist es wahrlich nicht schwer, einen Song vom ewigen Sommer im Ohr zu haben.
George Byrne, Santa Clarita #2
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George Byrne
Der Schatten eines Schwimmreifens, Palmen vor wolkenlosem Himmel, menschenleere Gebäudefassaden, bizarre Details - der australische Fotograf George Byrne schaut hin, wo scheinbar nichts passiert. Doch die Straßen- und Landschaftsfotografie des Vierzigjährigen Australiers strahlt! Sie ist Lebensgefühl pur. Ein Roadmovie durch bezaubernde Farben, schillerndes Licht und ungewöhnliche Bildkompositionen.

Für sein letztes Projekt „Local Devision“ fuhr Byrne Tag um Tag, Stunde um Stunde in einem ehemaligen Polizeiauto durch die Vororte seiner Wahlheimat Los Angeles. „Local Devision“ so hieß auch seine erste große Einzelausstellung, als er zurück nach Australien kam, bei dem Galeristen Tim Olsen 2016 in Sydney. Ein Senkrechtstart ‒ mit ihr wurde Byrne einem größeren Kunstpublikum bekannt. Byrne, der an der Sydney University und am Sydney College for the Arts studierte, ist zudem Sänger und Songwriter. Angesichts seiner Bilder ist es wahrlich nicht schwer, einen Song vom ewigen Sommer im Ohr zu haben.
George Byrne, Santa Clarita #2 & Desert Pit Stop / SET
Christian Schmuck
Er ist in erster Linie Zeichner, doch gleich danach kommt für ihn die Malerei. Und auch mit der Druckgrafik beschäftigt sich Christian Schmuck (*1981 in Ulm) bereits seit seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe intensiv. Neben der Radierung interessiert ihn vor allem der Linolschnitt – wie in seiner 2023 entstandenen Arbeit „Fortnite“. Der Name des Videospiels ist hier nur eine Metapher: für die Realitätsflucht als notwendigen (Über-)Lebensmodus in schwierigen Zeiten. Virtuelle Welten faszinieren den Künstler noch aus einem anderen Grund. „Eigentlich leben wir ja alle in unserer eigenen Welt, sie zu teilen/mitzuteilen ist sehr schwer“, sagt er. Auch wenn es in seinen Bildern um echte Situationen und echte Erinnerungen gehe – deren Färbung sei immer subjektiv: „Eine Überhöhung, Zuspitzung aufs Wesentliche, ein Snapchat-Filter der Wahrnehmung, den man niemals ausschalten kann.“
Christian Schmuck, Fortnite
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Günther Förg
Zwischen der zügigen Malweise und den vielschichtigen Verweisen innerhalb der Kunstgeschichte im Werk von Günther Förg scheint zunächst ein Widerspruch zu bestehen. Aber gerade darin zeigt sich seine künstlerische Sensibilität: Grundlage seines Arbeitens war stets die Offenheit gegenüber Einflüssen von außen – die sich auch in seiner Vielseitigkeit zeigte, denn Förg arbeitete als Maler, Fotograf und Bildhauer – bei gleichzeitiger Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstreflektion.
Geboren 1952 im bayrisch-schwäbischen Füssen, studierte Förg in der Klasse des informellen Malers Karl Fred Dahmen an der Akademie der Bildenden Künste in München, an der er später selbst eine Professur innehatte. Seit Beginn der 1980er-Jahre sind seine Arbeiten in internationalen Ausstellungen präsent, die er zu Lebzeiten meist selbst kuratierte – Günther Förg starb 2013 im Alter von nur 61 Jahren.
Günther Förg, Hora
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Joan Jonas
Die US-amerikanische Künstlerin Joan Jonas ist eine Pionierin der Video- und Performancekunst. In den späten 60er und frühen 70er Jahren hat sie grundlegend zum Vokabular dieser Kunstgattungen beigetragen. Im Zentrum ihrer Installationen – eines Mix aus Projektionen, Videos, Zeichnungen, Sounds und Objekten – steht die Erzählung. Inspiration findet Jonas in der Literatur und im Theater. Besonders das traditionelle japanische Nō-Theater spielt eine Rolle in ihrem Werk. Darüber hinaus greift Jonas Rituale auf, die sie während ihrer zahlreichen internationalen Reisen kennengelernt hat.
Die Künstlerin wurde 1936 als Joan Amerman Edwards in New York City geboren, wo sie heute noch lebt und arbeitet – neben ihrem zweiten Standort in Nova Scotia, Kanada. Ihre Arbeit findet weltweit große Anerkennung. Sie nahm seit 1972 bereits an sechs Documenta-Ausstellungen in Kassel teil, und zweimal war sie bei der Venedig-Biennale zu Gast. Die Tate Modern in London zeigte 2018 eine ihrer bisher größten Einzelausstellungen, die aktuell im Haus der Kunst in München ihre Fortsetzung findet.
Joan Jonas, Blue Bee
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Louisa Clement
Das menschliche Ich im digitalen Zeitalter hinterfragt Louisa Clement (geb. *1987) in Fotografien, Videos, Wandarbeiten, Skulpturen und VR-Arbeiten. 55 Porträts von Schaufensterpuppen zeigte sie 2014 in ihrer Abschlussarbeit „heads“ als Meisterschülerin des Fotografen Andreas Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf. Es sind Köpfe ohne Mund, Nase und Augen, gesichts- und geschlechtslos, „ein ideales Sinnbild für Normierung“, sagt die Künstlerin. In ihrem Werk „Repräsentantinnen“ hat Clement nun – in Zusammenarbeit mit einer auf Sexpuppen spezialisierten chinesischen Firma – mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Doubles ihrer selbst geschaffen, die sich bewegen und kommunizieren können und die sie mit ausuferndem Wissen über sich selbst gefüttert hat. Wer bin ich, was repräsentiere ich, was unterscheidet mich von meinem Abbild, wer will ich sein? Clement reflektiert in ihren Werken auf eindrückliche Weise dringlich-zeitgemäße Fragen in Zeiten permanenter Selbstbespiegelung.
Louisa Clement, Ohne Titel (Edition 10)
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Gfeller + Hellsgård
Angefangen haben Anna Hellsgård und Christian „Meeloo“ Gfeller alias Gfeller & Hellsgard mit Postern und Zines im Umfeld der Noise- und Punkszene in Straßburg. Später entwarfen sie auch Cover und Plakate für namhafte Musiker*innen wie Sonic Youth, Pj Harvey, Nick Cave oder Animal Collective. Künstler*innenbücher, Editionen und ein eigener Art Space in Berlin kamen hinzu. Doch je ausgefeilter ihr Handwerk wurde, umso mehr wuchs ihr Interesse an den vermeintlichen Fehlern im Druckprozess, an dem „Unperfekten“. Seit 2011 konzentrieren sich Gfeller & Hellsgård in erster Linie auf ihre freie, nicht-figurative, experimentelle Kunst. Damit sind sie in den renommiertesten Sammlungen wie der Staatsbibliothek Berlin, dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe oder dem Metropolitan Museum of Art sowie dem MoMA in New York vertreten.
Gfeller + Hellsgård, Stalker (31)
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Beatriz Milhazes
„Color is life and nature. It is pure sensibility, poetry, imagination, abstraction, and joy“, sagt die brasilianische Malerin Beatriz Milhazes. All das spiegelt sich auch wider in ihrer farbenfrohen Lithografie „Pink Sunshine“. Die Vorlage für das von sanften Pastelltönen dominierte Werk ist zur Verhüllung des Brandschutzvorhangs in der Wiener Staatsoper entstanden – ursprünglich 176 Quadratmeter groß und ausgewählt von einem renommierten Juroren-Trio im Rahmen des Kunstprojekts „museum in progress“. Organische treffen bei Milhazes auf geometrische Formen. Tiefe entsteht durch Überlappung und durch die Spiritualität, die sie beispielsweise in den Ornamenten brasilianischer Indigener entdeckt. Kreise und andere Bildelemente verweisen immer wieder zurück auf die Natur – wie in „Pink Sunshine“ auf die Sonne und den Sand, Blumen und Blätter, den Himmel und das Meer mit seinen Wellen, mal still, mal aufgewühlt, wie das Leben selbst.
Beatriz Milhazes, Pink Sunshine
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Bernd Rathjen
Futuristische Architektur hat es Bernd Rathjen angetan. Davon zeugt nicht nur seine viel beachtete Serie über den in den 1970er Jahren errichteten Flughafen Tegel in Berlin. „Kühn und knuffig, kantig und klar“, so präsentierte der Fotograf laut Kuratorin und Galeristin Nadine Barth den hochgeschätzten Bau, dem er damit ein detailreiches Denkmal setzte. Ebenfalls in Rathjens Lieblingsjahrzehnt fällt der Baubeginn von „Le Palais Bulles“, einem Wohnlabyrinth des ungarisch-französischen Architekten Antti Lovag mit Kuppeln, Bullaugen und ellipsenförmigen Fenstern. Wie Lovags Designikone liegt auch die Luxusresidenz „La Palmeraie“ an der Côte d’Azur, beide Anlagen öffnen sich zum Meer hin. Ihnen vergleichbar sollte auch der von Oscar Niemeyer entworfene „Palácio da Alvorada“, der Präsidentenpalast in Brasiliens Hauptstadt Brasília, für die Zukunft stehen. Rathjen fotografiert diese spektakulären Orte aus vergangener Zeit in Schwarz-Weiß, was ihre Formensprache noch einmal unterstreicht. Und er nimmt in jeder dieser Fotografien zwei charakteristische Komponenten in den Blick: Palmen und Pools. „Photographs while traveling“ steht in seinem Instagram-Profil. Wer Rathjens Bilder betrachtet, schärft auch den eigenen Blick.
Bernd Rathjen, Le Palais Bulles, Théoule-sur-Mer, 2018
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Bernd Rathjen
Futuristische Architektur hat es Bernd Rathjen angetan. Davon zeugt nicht nur seine viel beachtete Serie über den in den 1970er Jahren errichteten Flughafen Tegel in Berlin. „Kühn und knuffig, kantig und klar“, so präsentierte der Fotograf laut Kuratorin und Galeristin Nadine Barth den hochgeschätzten Bau, dem er damit ein detailreiches Denkmal setzte. Ebenfalls in Rathjens Lieblingsjahrzehnt fällt der Baubeginn von „Le Palais Bulles“, einem Wohnlabyrinth des ungarisch-französischen Architekten Antti Lovag mit Kuppeln, Bullaugen und ellipsenförmigen Fenstern. Wie Lovags Designikone liegt auch die Luxusresidenz „La Palmeraie“ an der Côte d’Azur, beide Anlagen öffnen sich zum Meer hin. Ihnen vergleichbar sollte auch der von Oscar Niemeyer entworfene „Palácio da Alvorada“, der Präsidentenpalast in Brasiliens Hauptstadt Brasília, für die Zukunft stehen. Rathjen fotografiert diese spektakulären Orte aus vergangener Zeit in Schwarz-Weiß, was ihre Formensprache noch einmal unterstreicht. Und er nimmt in jeder dieser Fotografien zwei charakteristische Komponenten in den Blick: Palmen und Pools. „Photographs while traveling“ steht in seinem Instagram-Profil. Wer Rathjens Bilder betrachtet, schärft auch den eigenen Blick.
Bernd Rathjen, La Palmeraie, Roquebrune/Cap Martin, 2017
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Bernd Rathjen
Futuristische Architektur hat es Bernd Rathjen angetan. Davon zeugt nicht nur seine viel beachtete Serie über den in den 1970er Jahren errichteten Flughafen Tegel in Berlin. „Kühn und knuffig, kantig und klar“, so präsentierte der Fotograf laut Kuratorin und Galeristin Nadine Barth den hochgeschätzten Bau, dem er damit ein detailreiches Denkmal setzte. Ebenfalls in Rathjens Lieblingsjahrzehnt fällt der Baubeginn von „Le Palais Bulles“, einem Wohnlabyrinth des ungarisch-französischen Architekten Antti Lovag mit Kuppeln, Bullaugen und ellipsenförmigen Fenstern. Wie Lovags Designikone liegt auch die Luxusresidenz „La Palmeraie“ an der Côte d’Azur, beide Anlagen öffnen sich zum Meer hin. Ihnen vergleichbar sollte auch der von Oscar Niemeyer entworfene „Palácio da Alvorada“, der Präsidentenpalast in Brasiliens Hauptstadt Brasília, für die Zukunft stehen. Rathjen fotografiert diese spektakulären Orte aus vergangener Zeit in Schwarz-Weiß, was ihre Formensprache noch einmal unterstreicht. Und er nimmt in jeder dieser Fotografien zwei charakteristische Komponenten in den Blick: Palmen und Pools. „Photographs while traveling“ steht in seinem Instagram-Profil. Wer Rathjens Bilder betrachtet, schärft auch den eigenen Blick.
Bernd Rathjen, Palácio da Alvorada, Brasilia, 2016
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Laura Welker
Die Berliner Künstlerin und Designerin Laura Welker studierte ursprünglich Mode an der renommierten Royal Academy im belgischen Antwerpen ‒ mit dieser Arbeit kehrt sie, wenn man so will, zu ihren modischen Wurzeln zurück. Die handgefertigten, glasierten und signierten „Hot Legs Candleholders“ (jeweils ein Paar, inklusive passender Kerzen, im gestempelten „Schuh“-Karton) befeuern einen Schuhfetisch der ganz anderen Art: Die darin brennenden Kerzen assoziieren schlanke Beine auf hohen, lackierten Absätzen.
Laura Welker, Hot Legs (Candleholders Red)
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Sara Bonache
Bonaches Arbeiten zeugen von mehr als nur dem Quell weiblicher Sinnesfreuden, sie verweisen auch auf sehr heutige, feministische und, ja, auch teils schmerzhaft bzw. kämpferisch besetzte Themen wie „Female Gaze“ und „Body Positivy“. Bonaches von jeglichem Zwang zum Naturalismus befreiter Umgang mit Farbe und Form stellt der kunsthistorischen Kumpanei zwischen Malerei und männlichem Blick eine sehr lebendige und explizit weibliche Perspektive entgegen. Wer möchte sich nicht auch in diesem Spannungsfeld zu neuen Betrachtungsweisen, Vorstellungen und zukunftsweisenden Phantasien ermutigen lassen? Hier bekommen Sie: female empowerment in Dolby color.
Sara Bonache, Untitled
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Carrie Mae Weems
„Mary, I see you as an extraordinarily beautiful woman who needs to be defined, described, articulated in an authentic way that celebrates the complexity and depths of your beauty and your internal self.“ Mary ist die R'n'B-Sängerin Mary J. Blige, und wer sie hier anspricht, ist Carrie Mae Weems. Die afro-amerikanische Künstlerin hat sich schon früh ein Ziel gesetzt: Schwarze Frauen jenseits existierender Stereotype zu zeigen. „MJB-Reflection“ heißt die Foto-Edition, die nicht nur auf die Initialen, sondern auch auf die komplexe Welt der Selbst- und Fremdwahrnehmung verweist: Mary J. Blige, posierend in einem Balmain-Kleid, selbstbewusster Blick, mehrperspektivisch gespiegelt bis ins Unendliche – und so komplex und tief wie fast nur Weems das kann.
Carrie Mae Weems, MJB-Reflection
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Sara Bonache
Das Werk der Malerin Sara Bonache ist die künstlerische Repräsentation von Weiblichkeit, Wachstum und Wärme per se. Ihre sinnliche Malerei spielt mit der Verbindung von botanischen Anmutungen und Imaginationen weiblicher Anatomien, ohne dass sie dabei zu konkret oder gar obszön wird. Auch die drei Unikat-Pastellarbeiten auf Papier lassen viel Raum für Phantasie, und es fällt nicht schwer, sich bei ihrem Anblick fortzuträumen zu prickelnd-aufregenden Sommernächten in den Gärten Barcelonas, der Stadt, in der die Künstlerin lebt und arbeitet.
Sara Bonache, Flames
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Nadine Wölk
Gut möglich, dass auch die Vorlage für Nadine Wölks Acrylmalerei „1939 (Studie)“ aus ihrem Fotofamilienarchiv stammt. Der Titel versetzt uns in die Vergangenheit, und doch lebt diese Arbeit von der zeitlosen Energie, die der Jugend gestern wie heute eigen ist. Was Wölk einfängt, atmet Coolness und Intimität zugleich. Dass sie ihren Sujets nahe ist, ist unmittelbar zu spüren.
Nadine Wölk, 1939 (Studie)
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Nam June Paik
Nam June Paiks meditierender, im Fernsehen sein eigenes Bild betrachtender „TV-Buddha“ (1974) ist eine Ikone der Videokunst. Schon ein Jahrzehnt früher hatte der Medienkünstler eine der ersten tragbaren Videokameras gekauft und verkündet: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück und machen unser Fernsehen selbst.“ Die TV-Monitore bevölkerten bereits früh und nachhaltig sein Werk. Neben Mensch-Maschine-Hybriden spielen auch Hunde dabei eine wichtige Rolle. So baute Nam June Paik Hundeskulpturen aus Fernsehgeräten mit Titeln wie „Watchdog“ oder „Dogmatic“ und entwickelte damit schon früh eine eindrückliche künstlerische Form, um auf die Gefahren von Überwachung und Indoktrination aufmerksam zu machen. Sein 1994 entstandener „TV Dog“, angelehnt an den berühmten „TV-Buddha“, steigert die Selbstbespiegelung ins Unendliche. Der Mensch hinter dem beliebten Haustier ist hier immer mitzudenken: Der Hinweis „His Master’s Choice“ deutet hin auf Abhängigkeitsverhältnisse und verborgene Machtstrukturen ‒ wie auch auf Paiks stets von Humor geprägte Strategien, uns mit den Fallstricken des modernen Lebens zu konfrontieren.
Nam June Paik, TV Dog
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Laura Bruce
„With drawing, I like the feel, the sound, and the simplicity of soft graphite on paper“, hat Laura Bruce 2017 in einem Interview mit der Kunsthistorikerin Julia Rosenbaum gesagt. Zeichnungen standen am Anfang der künstlerischen Arbeit der US-Amerikanerin, die seit 1990 in Berlin lebt. Und zu diesem Medium ist die heute 60-Jährige nach einer langen Laufbahn in den Gattungen Malerei, Skulptur, Installation, Video und Performance inzwischen auch wieder zurückgekehrt.
Laura Bruce, To Kill a Mockingbird from Harper Lee
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Thomas Ruff
Ein Pressebild ist Grundlage für Thomas Ruffs signierte Edition „Q.i.C.“ („Queen in Car“) aus dem Jahr 2021. Darauf zu sehen: die jüngst zu Grabe getragene Königin Elizabeth II. mit ihrem Ehemann Prinz Philip, Duke of Edinburgh, und ihrer Schwester Prinzessin Margaret in einer schwarzen Limousine bei der Ankunft am Marlborough House in London, wo ihre Großmutter Queen Mary seinerzeit, 1953, im Sterben lag. In der Edition sehen wir das Bild einmal mit, einmal ohne erklärenden Text. Was erzählt es uns ohne die konkrete Einordnung in seinen Kontext? Zwischen 1981 und 1991 schuf Ruff schon einmal eine ganze Serie aus Zeitungsfotos, die er gesammelt hatte. Er reproduzierte sie ohne Bildunterschrift in doppelter Spaltenbreite, um das Verhältnis zwischen Fotograf*innen und Zeitungsredakteur*innen sowie deren Einflussnahme auf den Informationsgehalt einer Nachricht zu hinterfragen. „Ich interessiere mich mehr für das Bild als für die Wirklichkeit“, sagte der Künstler einmal. Er schenkt uns dadurch auch die Möglichkeit, genauer und vorurteilsfreier hinzuschauen.
Thomas Ruff, Q.i.C.
Naja Conrad-Hansen
„Maison Margiela couture 2022“, „Versace 2023 spring RTW” oder “Balenciaga Haute Couture 2022” – die Titel der Unikate von Naja Conrad-Hansen verraten bereits, dass die Künstlerin eine enge Verbindung zur Welt der Fashion hegt. In den Arbeiten aus dem Jahr 2022 manifestiert sich ihre Faszination für Mode einmal mehr – für die Stoffe und Materialien, Entwurfsideen oder Inspirationsquellen wie das Tierfell in „Paper carousell leopard”. Sie spiegeln das der Haute Couture zugrunde liegende Handwerk genauso wie eine unbändige Kreativität. So schickt uns Naja Conrad-Hansen auf eine Reise durch verschiedene Kulturen und Jahrhunderte und beflügelt auf wunderbare Weise unsere eigene Fantasie.
Naja Conrad-Hansen, Maison Margiela couture 2022 II
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Nam June Paik
Ursprünglich begann Nam June Paik (1932‒2006) seine künstlerische Laufbahn als Komponist. Sein Lehrer Wolfgang Fortner hielt den gebürtigen Koreaner allerdings für eine „so extraordinäre Erscheinung“, dass er sich nicht für ihn zuständig fühlte und ihn an das Studio für Elektronische Musik beim WDR in Köln empfahl. Hier traf er auf Karlheinz Stockhausen und auch Joseph Beuys wurde zu seinem künstlerischen Wegbegleiter. Entscheidend war die Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten John Cage 1958. Danach ging Nam June Paik mit seiner Aktionsmusik ganz neue Wege – und als „destruction artist“ in die Kunstgeschichte ein. „Das Klavier ist ein Tabu. Es muss zerstört werden.“ Das ist so ein Paik-Satz aus dieser Zeit. Dazu gehören auch seine Experimente mit neuen Technologien, er gilt nicht zuletzt als Pionier der Videokunst. „Ich wollte das Fernsehen zu einer Kunstform erheben, die ebenso hoch geschätzt wird wie die Musik von Johann Sebastian Bach“, sagte er rückblickend auf sein reiches und vielbeachtetes Werk.
Nam June Paik, o.T. – aus der Sydney Mappe
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Daniel Richter
Daniel Richter, Jahrgang 1962, ist bekannt geworden durch seine Bilder in psychedelisch glühenden Farben, die meist einzelne Figuren oder Figurengruppen in apokalyptisch anmutenden Szenerien darstellen. Richter schaffe Bilder zur Weltgeschichte, in denen sich ein vieldeutiges Drama abspiele, er avanciere damit zum „modernen Historienmaler“, so die einhellige Meinung der Kunstwelt. Dass seine Arbeiten vielschichtig sind, teils verträumt, teils surreal, teils vollkommen abstrakt, beweist gerade eine große Schau im Wiener 21er Haus. Arbeiten von Richter befinden sich u. a. in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York, im Centre Pompidou in Paris und in der Sammlung Boros in Berlin.
Daniel Richter, Ohne Titel
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Wim Wenders
Wim Wenders ist nicht nur als Filmregisseur weltberühmt, sondern auch als Fotograf. „Ich mache Aufnahmen von Dingen, die es gibt, und manipuliere nichts“, sagte er einmal über seine Herangehensweise. Umso mehr fasziniert sein fotografisches und filmisches Auge, das sich auch in seiner Edition „Girl in Window, Los Angeles“ offenbart. Die große Wirkmacht von Bildern wurde ihm nicht zuletzt in der kalifornischen Filmmetropole bewusst, in der er selbst vorübergehend lebte. „L.A. hat einen unglaublichen Einfluss auf die Kultur auf diesem Planeten, mehr als jede andere Stadt auf der Welt, aber es hat sich selbst infiziert mit seinen eigenen Bildern“, so Wenders. Die Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen Fiktion und Realität bezeichnet er als grundlegend für sein Schaffen.
Wim Wenders, Girl in Window, Los Angeles
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Christoph Niemann
Das Wort Kreativität muss für Menschen wie Christoph Niemann erfunden worden sein, schaut man auf die Fülle seiner Ideen. Die Arbeiten des in New York wie Berlin gefeierten Illustrators sind genauso schlicht wie genial: Wenn ein Mohnbrötchen in Niemann´s Zeichnungen zum Dreitagebart mutiert, Bananen zu Hinterflanken eines Pferdes oder Eddings zu gestiefelten Beinen werden, nicken und schmunzeln wir zustimmend. Aber selber drauf gekommen wären wir nie! Seit acht Jahren postet Niemann, der visuelle Geschichtenerzähler, in seinem Sonntags-Blog „Abstract Sunday“ - früher „Abstract City“ - in der New York Times seine erfindungsreichen und humorvollen alltäglichen Beobachtungen
Christoph Niemann, Courtyard (Andalucia)
Auf Anfrage
A.R. Penck
An A. R. Pencks frühes Vorbild Picasso erinnern nicht nur die kubistischen Anleihen in der Lithografie „Ariadne – Minotaurus“, sondern auch das Motiv: Keine andere Figur tritt so oft in den Werken des spanischen Malerstars auf wie der Minotaurus, eine Gestalt mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Stiers. Und auch Penck greift immer wieder auf dieses Zwitterwesen zurück. Die Edition aus dem Jahr 1992 erzählt eine jahrtausendealte Geschichte: Laut der griechischen Mythologie half Ariadne, die Tochter des kretischen Königs Minos, dem späteren Herrscher Athens, Theseus, dabei, den Minotaurus zu besiegen. Auch dass sie als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde, scheint sich in Pencks Interpretation zu spiegeln. Die Linienführung sowie das geheimnisvolle Zeichenvokabular aus Strichfigur, Pfeil, Sonne oder Mond machen aus der Lithografie einen typischen Penck – grafisch kraftvoll und archaisch.
A.R. Penck, Ariadne - Minotaurus
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Marcel Dzama
Marcel Dzama, 1974 in Winnipeg geboren, ist bekannt für seine detaillierten, feingliedrigen Zeichnungen. Gedämpfte Farben, obskure Figuren, erotische Motive und psychosexuelle Themen machen sein Werk unverwechselbar. Der kanadische Künstler arbeitet darüber hinaus mit Skulptur, Malerei und Video, zudem sucht er immer wieder die Möglichkeit zur Kooperation mit Kolleg*innen wie Raymond Pettibon, Kim Gordon, Spike Jonze und Dave Eggers.
Marcel Dzama, Where All Harmonies Are Tuned
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Jonathan Meese
„Mir liegt das Direkte und Schnelle, es ist am radikalsten“, sagt Jonathan Meese. Das ist im druckgrafischen Werk des genreübergreifend arbeitenden deutschen Künstlers gut ablesbar. „Zardoz“-Bezüge ziehen sich durch Meeses Werk. „Ich habe 'Zardoz' mit zwölf gesehen. Und der ist mir nie mehr aus dem Kopf gegangen“, sagt er. Der Kopf der Gottheit ist fest verankert in Meeses Zeichenvokabular – ebenso wie das Eiserne Kreuz, mit dem er jedoch keinesfalls Botschaften verknüpft wissen möchte. Von dem endlosen Gebrauch verspricht er sich vielmehr das Gegenteil: das Todlaufen jeglicher Ideologie. Für Meese ist Kunst Spiel und Spiel Kunst – das Gegenteil von Ideologie, Politik und Religion. </p>
<p>Der Künstler wurde mit seinem Beitrag für die erste, von Klaus Biesenbach, Hans-Ulrich Obrist und Nancy Spector kuratierte Berlin Biennale im Jahr 1998 international bekannt. Ob in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, im Pariser Centre Pompidou oder im MoMA PS1 in New York ‒ seine expressiven Arbeiten finden weltweit größte Beachtung.
Jonathan Meese, Zardoz
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Jack Pierson
Jack Pierson arbeitet in unterschiedlichen Medien: Skulptur, Fotografie, Video und Zeichnung. International bekannt ist der US-amerikanische Künstler, geboren 1960 in Plymouth, Massachusetts, für seine Künstlerbücher wie „The Hungry Years“ und Installationen aus Buchstaben- und Wortschildern. 1991 hat Pierson erstmals alte Buchstaben, einst Werbeschriften oder Beschriftungen von Gebäuden, zu neuen Wörtern oder Sätzen zusammengefügt. Seine kurzen Statements wirken gleichermaßen politisch und poetisch auf den Betrachter. Auch seine Fotografien sind vielfältig. Pierson hat Prominente im Bild festgehalten, etwa Naomi Campbell, Snoop Dogg oder Brad Pitt. Aufmerksamkeit erregte er außerdem mit seiner Publikation „Self-Portrait“ (2003), für die er gut aussehende Männer unterschiedlichen Alters fotografierte, nicht aber sich selbst. Zeigt sich darin ein ausgeprägter Sinn für Ironie, spielen darüber hinaus Gefühle eine wichtige Rolle in Piersons Werk.
Jack Pierson, YELLOW ROAD
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Martin Parr
Martin Parr liebt Pferderennen. Entsprechende Szenen hielt er in berühmten britischen Wettkampfstätten wie in seiner Heimatstadt Epsom, in Ascot, aber auch in Südafrika, Australien oder Dubai fest. Die Fotografie „Glenbeigh Races“ entstand bereits im Jahr 1983 im irischen County Kerry am Rossbeigh Beach, auf dem dieses Rennen seit 1924 veranstaltet wird. Parr fotografierte zu jener Zeit noch in Schwarz-Weiß, so auch bei weiteren traditionellen Events wie Pferde- und Viehauktionen oder religiösen Festen der Katholiken. Irland, wo er selbst zwei Jahre lebte, war damals gezeichnet von Rezession und hoher Arbeitslosigkeit. Die Edition „Glenbeigh Races“, 2021 signiert und in limitierter Auflage gedruckt, liegt seiner Collector’s Edition „From the Pope to a Flat White. Ireland 1979‒2019‟ bei. Irlands jüngste Geschichte lässt sich mit Parr wunderbar eindrücklich nachvollziehen.
Martin Parr, Glenbeigh Races, County Kerry, 1983
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Heinrich Heidersberger
Als Heinrich Heidersberger Ende der 40er Jahre seine später ikonisch gewordene Aktserie „Kleid aus Licht“ für die Zeitschrift „Stern“ fotografierte, löste das einen Skandal im prüden Nachkriegsdeutschland aus. Mithilfe selbstgebastelter Loch- und Lamellenmasken, die er vor eine leuchtstarke Lichtquelle hielt, warf der Künstler grafische Muster auf die nackten Körper – sein „Frauenakt“ von 1953 zeigt ein solches Kleid, gewebt aus Licht.
Heinrich Heidersberger, Kleid aus Licht, 1949
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Johannes Hüppi
Die Frauen in Johannes Hüppis Bildern sind Repräsentationen des Weiblichen, alle einem Grundtraum des Künstlers entspringend, auch wenn ihre Züge und Eigenschaften variabel sind wie die Liebesgeschichten, die in seiner Malerei erzählt werden. Seine filmästhetisch durchdrungene, zwischen höchst subjektiv und kühl-distanziert changierende Bildsprache nimmt die Betrachter mit auf intime Reisen durch Landschaften und Interieurs, Alltags- und Traumregionen, in denen seine Protagonistinnen warten, flanieren, sich ausruhen oder der Liebe hingeben. Seine „Salome“ in der signierten Radierung aus dem Jahr 2011 ist direkt der Kulturgeschichte entsprungen. Sie hält den Kopf des Johannes, den sie auf Geheiß ihrer Mutter von ihrem Vater Herodes gefordert hatte, fast vorsichtig mit der rechten Hand. Was verrät uns ihr Blick? Der romantische Realist Hüppi überlässt das Weiterspinnen der Geschichten stets der Fantasie seines Publikums, das so Teil seines Werks wird.
Johannes Hüppi, The Salome
Vergriffen
Tal R
Als „Kolbojnik“ beschreibt der Künstler Tal R den Stoff, aus dem seine Werke sind. Das hebräisch-jiddische Wort steht für den gemeinsamen Abfalleimer im Kibbuz, und der in Israel geborene Däne deutet damit an, dass es eine große Bandbreite an Themen ist, die er in seinen Arbeiten „recycelt“. Tal R bewegt sich auf den Feldern der Malerei und der Installation ebenso wie auf denen der Mode oder der Skulptur; er bedient sich populärer Sujets wie des Comics, der Videospielästhetik und der Musik. Gleichzeitig leuchten immer wieder Momente der Kunstgeschichte auf.
Tal R, Deaf Institute
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Michelle Jezierski
„Selten hat man in der jungen deutschen Kunst eine derartige Licht-Malerei gesehen“, beschreibt Christoph Tannert, Leiter des Kunsthauses Bethanien in Berlin, die Arbeit von Michelle Jezierski, in deren Leben Kreativität von jeher eine große Rolle spielt. Die Landschaft ist in den Werken der Berliner Künstlerin Michelle Jezierski Ausgangspunkt für Fragen des Raumes und unserer Wahrnehmung davon. Farbschichten türmen sich wie Wolken, Wellen oder Felsen auf, häufig überzogen von geometrischen Formen, die zusätzliche Tiefe und Dynamik erzeugen. Hell- und Dunkelkontraste, gedeckte und leuchtende Farben bestimmen die Atmosphäre darin, die uns Betrachter*innen auf ganz unterschiedliche, emotionale Weise einnimmt, so unterschiedlich wie das Licht an einem Morgen, im Vergleich zu dem am Tag und Abend oder in der Nacht.
Michelle Jezierski, Replace
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Stefan Marx, Jonathan Meese, Henning Wagenbreth etc
„Splendid Isolation“ lautet der Titel der so entstandenen Mappe in Anlehnung an die politische Selbstisolierung, die das Vereinigte Königreich einst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zur Wahrung des europäischen Mächtegleichgewichts freiwillig wählte. „Splendid“? Das kommt auf die Perspektive an! Intim, unbeeindruckt, zart, ratlos, melancholisch – die emotionale Bandbreite der in der Tabor-Mappe versammelten 40 Druckgrafiken, die von zwei Texten von Durs Grünbein begleitet werden, ist groß. Auch ein Holzschnitt und eine Spiegelfolie liegen bei.
Stefan Marx, Jonathan Meese, Henning Wagenbreth etc, Splendid Isolation Mappe (mit 40 Künstler*innen)
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Lothar Wolleh
Es greift zu kurz, Lothar Wolleh einfach nur als Fotografen zu bezeichnen. Er war ein leidenschaftlicher Freund und Förderer der Kunst, zugleich war er selbst ein Künstler ‒ ein Künstler, der andere Künstler fotografierte, einer, der mit technischer Präzision sein Medium, die Fotografie, herausforderte und innovative Projekte in Form von Künstlerporträts, Künstlerbüchern oder thematischen Fotomappen anschob. Neben Joseph Beuys lichtete Wolleh unter anderem Lucio Fontana, René Magritte, Otto Piene, Man Ray und Günther Uecker sowie deren Werke ab, oftmals aus eigener Initiative. Entstanden sind Arbeiten, die von großer Sensibilität und einem feinen Gespür für Bildkompositionen zeugen.
Lothar Wolleh, Günther Uecker I
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Lothar Wolleh
Lothar Wollehs Werk geriet nach seinem Tod 1979 zunächst in Vergessenheit. Erst im Jahr 2005 fand in der Kunsthalle Bremen eine große Einzelausstellung mit dem zutreffenden Titel „Lothar Wolleh. Eine Wiederentdeckung ‒ Fotografien 1959‒1979“ statt. Die Schau wanderte im Anschluss in das Ludwig Museum Koblenz, das Kunstmuseum Ahlen und das Stadtmuseum Hofheim am Taunus weiter. 2012 zeigte der Hamburger Bahnhof ‒ Museum für Gegenwart in Berlin Wollehs im Januar 1971 entstandene Fotos von Joseph Beuys im Stockholmer Moderna Museet. Zu aktuellen Ausstellungen siehe https://www.lothar-wolleh.com/de/ausstellungen/.
Lothar Wolleh, Günther Uecker II
Juan de la Rica
„I like to say that the subject is nothing more than a MacGuffin, to use Hitchcock’s language, a plot excuse for the painting to advance.“ Jedes Motiv kann den technisch brillanten spanischen Maler Juan de la Rica zu neuen Werken motivieren – wie in den Filmen von Regisseur Hitchock eine beliebige Person, ein nebensächliches Objekt die Handlung vorantreiben kann. De la Ricas Faszination für die „Saltadora“, die sich an seinem signierten, neunfarbigen Siebdruck aus dem Jahr 2022 ablesen lässt, geht also nicht zurück auf die Springerin an sich, sondern auf die Herausforderung, sich diese Figur künstlerisch ganz zu eigen zu machen. Dabei verdankt sich der hohe Wiedererkennungswert seiner Arbeiten einem starken Formwillen und großer Ausdruckskraft. Die Werke, so scheint es auf den ersten Blick, sind aus der Zeit gefallene: Das 20. Jahrhundert hallt hier nach ‒ und doch ist ihnen ebenso die Jetztzeit auf wunderbare Weise eingeschrieben.
Juan de la Rica, Saltadora
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Bettina Krieg
Die Arbeiten von Bettina Krieg (geb. 1981), die in Berlin, Marseille und Canberra studierte und Meisterschülerin von Daniel Richter, Robert Lucander und Hans-Jürgen Diehl war, geben Fragen auf. Die mal zart, mal mit kräftigem Strich ausgeführten Zeichnungen bewegen sich zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Das Auge sucht nach Halt, findet Ankerpunkte, Details inmitten eines Strudels, dann verliert es sich wieder in der Tiefe der Zeichnung. Bewusst gibt die Künstlerin keine Antworten in Bezug auf Perspektive, Materialität, Anfang oder Ende. Ihre Werke tragen keine Titel, denn jeder sieht das, was er vermag.
Bettina Krieg, EASE
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Candida Höfer
Seit über 30 Jahren richtet Candida Höfer ihre Kamera auf die Innenräume von Kulturstätten. Ob Museumshallen, Bibliotheken oder auch einmal ein Zoologischer Garten: Bei Höfer sind sie völlig menschenleer, aber zugleich voll gefühlter Anwesenheit und gelebter Geschichte – das ist zum Markenzeichen der gebürtigen Eberswalderin geworden. Dabei manipuliert die Künstlerin nichts: Kein Stuhl in der Kantine des Spiegel-Verlags wird verrückt, kein Vorhang im Florentiner Palazzo Vecchio beiseitegeschoben. Mit der Kamera hält sie rare Momente der Leere und Stille in diesen Räumen fest und bewahrt damit auf Ewigkeit die Vermächtnisse unserer Vergangenheit.
Neben Thomas Ruff, Andreas Gursky und Thomas Struth steht Candida Höfer längst an der Spitze der internationalen Kunstszene. Ihre Arbeiten sind in Sammlungen wie den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München oder der Londoner Tate Collection vertreten.
Candida Höfer, Reggia di Portici
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Joseph Beuys
Die handsignierte Radierung „Raumecke, Filz, Fett“ von 1982 gehört zu Joseph Beuys’ grafischem Zyklus „Suite Zirkulationszeit“. Für diese Serie aus insgesamt 21 Blättern hat er neben Tieren und menschlichen Figuren auch diese Raumecke gezeichnet, die auf den ersten Blick an eine technische Zeichnung erinnert. Für Beuys hatte Fett jedoch stets eine besondere Bedeutung als Wärme speicherndes Material ‒ um die Speicherung von Energie als Verweis auf sich kontinuierlich verändernde Existenz- und Konsistenzzustände ging es Beuys in seiner Kunst. Und so erscheint es nur logisch, dass er den sorgfältig gestalteten Stempel „Hauptstrom“ mit (Braun-)Kreuz prominent auf dieser Grafik platziert, womit seine Edition klug-beiläufig zu einer wichtigen Botschafterin seiner Kunsthaltung wird.
Joseph Beuys, Zirkulationszeit: Raumecke, Filz, Fett
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Franck Noto
Diese Farben! Diese Gesten! Die abstrakten Werke des französischen Künstlers Franck Noto (*1980 in Montpellier) erinnern in ihrer Intensität an Naturschauspiele, deren wirkungsvoller Zauber nie ganz zu greifen ist. So lässt sich seine exklusiv für artflash entstandene signierte Serigrafie mit dem Titel "Swimming Circles“ mühelos mit den Pastelltönen des Himmels bei auf- oder untergehender Sonne assoziieren. Gleichzeitig lässt der Duktus seiner Arbeiten keinen Zweifel daran, dass sie tief in der Graffiti-Kunst wurzeln – Noto begann bereits als 15-Jähriger zu sprayen und reiste später als ZEST mit dem Kollektiv TDM um die Welt. Aus diesem Spannungsverhältnis entwickelt sich ein erstaunlicher Sog, ein verführerisches und singuläres visuelles Vokabular, das keiner rationalen Entschlüsselung bedarf.
Franck Notos Werke sind in internationalen Solo- und Gruppenausstellungen zu sehen. Seine künstlerische Handschrift zeigt sich auch in zahlreichen Murals an Orten weltweit, darunter Montpellier, Bordeaux, Buenos Aires, Las Vegas, Zaragoza oder Heidelberg.
Franck Noto, Swimming Circles
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Wolfgang Tillmans
Wolfgang Tillmans, 1968 geboren, gilt als einer der wichtigsten deutschen Fotokünstler. Bekannt wurde der Turner-Preisträger in den 1990er-Jahren als Chronist seiner Zeit mit ungeschönten Porträts seiner engsten Freunde, etwa in der Serie „Chemistry Squares“ (benannt nach einem Club in London), 15 kleinformatigen Schwarz-Weiß-Bildern von Jugendlichen auf Ecstasy. Der gelebte Moment wird in diesen Arbeiten öffentlich gemacht und das Private zur Kunst erhoben, aber der Schein trügt: Seine „Schnappschüsse“ sind sorgsam komponiert. Tillmans’ vielschichtiges Werk umfasst neben Porträts auch Stillleben, Abstraktes, All-Over-Installationen sowie Fotografien auf Basis von Fotokopien.
Wolfgang Tillmans, Kepler Venice Tables
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Victor Vasarely
Sein malerisches Schlachtfeld war die geometrische Abstraktion. Und ihr fügte Victor Vasarely durch raffinierte Raumsuggestionen eine entscheidende Komponente hinzu: den optischen Effekt. Deshalb gilt der in Ungarn geborene Künstler (1908‒1997) als Vater der sogenannten Op-Art. Diese fordert uns mit wahrnehmungspsychologischen Wirkungen von Bildmustern heraus, löst Bewegungs- oder Flimmereffekte auf der Netzhaut aus. In die Kunst Vasarelys flossen auch seine Erfahrungen als Grafiker ein. Für die Olympiade in München 1972 entwarf er das offizielle spiralenförmige Logo. Und auch die Raute von Renault entstammt seinem Zeichenblock. Von 1955 bis 1968 waren seine Arbeiten regelmäßig auf der Kasseler Documenta zu sehen. Vasarely gründete im Jahr 1976 die Fondation Vasarely in Aix-en-Provence. In seiner Geburtsstadt Pécs eröffnete 1976 das Vasarely-Museum. Ein weiteres folgte 1987 in Budapest.
Victor Vasarely, YKA
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Rose Wylie
„The whole business about being an artist is you don’t have to do what you’re told to do. There are no rules.“ Das sagte Rose Wylie 2020 in einem Interview. Und in ihrer Kunst ist dieser Freiheitsgedanke augenscheinlich verwirklicht. Die Arbeiten der britischen Künstlerin wirken unmittelbar, ihre Lebendigkeit springt uns an. In ihrer Lithografieserie „Things around the House“ von 2016 zeigt sich dieses Spielerische, auch in Abgrenzung zum Zögerlichen, zum Konzeptuellen. Ganz unterschiedlich gestimmte Frauen, Insekten, teils flatternd, ein krabbelndes Spinnentier, eine Doppeltür mit Fenstern, geschlossen – Wylie konzentriert sich auf die Essenz von Dingen und Menschen, auf das, was ihr mehr oder weniger zufällig begegnet, wie es sich ihr zeigt.
Rose Wylie, Things around the house VI
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Rose Wylie
Die Arbeiten der britischen Künstlerin wirken unmittelbar, ihre Lebendigkeit springt uns an. In ihrer Lithografieserie „Things around the House“ von 2016 zeigt sich dieses Spielerische, auch in Abgrenzung zum Zögerlichen, zum Konzeptuellen. Ganz unterschiedlich gestimmte Frauen, Insekten, teils flatternd, ein krabbelndes Spinnentier, eine Doppeltür mit Fenstern, geschlossen – Wylie konzentriert sich auf die Essenz von Dingen und Menschen, auf das, was ihr mehr oder weniger zufällig begegnet, wie es sich ihr zeigt. Zwei ihrer Fundgruben sind ihr Haus und ihre Umgebung in Kent. 1934 dort geboren, ist sie bis heute der Grafschaft treu geblieben. Sie begann früh zu malen, setzte lange aus, um ihre Kinder großzuziehen, begann erneut. Und nun hat sie Erfolg, großen, sehr späten Erfolg. Wylie scheint das nicht zu kümmern: „Suddenly, it all came together“, meint sie, „but the work is no different, and I’m no different.“
Rose Wylie, Things around the house V
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Bianca Kennedy
Ist die Badewanne der letzte Ort des Rückzugs und der Kontemplation? Die transformierende Kraft des Wassers in der Wanne, die als Dreh- und Angelpunkt besonders in Filmen genutzt wird, fängt Bianca Kennedy mit ihrer Edition „Portraits of Taking a Bath in Movies“ ein. Denn im Film spielt die Badewanne und das, was in ihr passiert, eine besondere Rolle: als Ort von lebensverändernden Geheimnissen, von Mord und Totschlag oder auch als Beichtstuhl, in dem Verborgenes preisgegeben wird.
Bianca Kennedy, Serie
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Imi Knoebel
Als 2008 die außergewöhnliche Anfrage kam, für die alte Krönungskirche der französischen Könige in Reims die Kappellenfenster neben denen Marc Chagalls zu entwerfen, wollte der deutsche Maler und Bildhauer Imi Knoebel erst nicht – er und Religion? Doch seine Frau erinnerte ihn an seine „Messerschnitte/Rot Gelb Blau“, eine Serie aus den 1970er-Jahren, in der Knoebel mit einem Cutter freihändig Formen – kurvig und spitz wie Glasscherben – aus bemaltem Papier zugeschnitten hatte, und er nahm sie als Vorlage für diese Aufgabe.

Auch dieser Siebdruck geht auf die „Messerschnitt“-Collagen zurück. Wie autarke Inseln schweben die Formen auf der Fläche – und verhalten sich dennoch zueinander. Sie scheinen miteinander zu kommunizieren, allerdings in einer Offenheit, die die Wahrnehmung des Betrachters schärft.
Imi Knoebel, o.T. (3)
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John Baldessari
In der Edition „Picture in a Frame“ hat John Baldessari gleich zwei Zitate versteckt. Er bezieht sich mit dem Werk auf den gleichnamigen Song des US-amerikanischen Singer-Songwriters Tom Waits und liefert damit quasi den Soundtrack zur Betrachtung des Werks. Der Titel hält erst einmal nüchtern fest, was wir vor uns haben: ein Bild in einem Rahmen. „I love you baby and I always will / Ever since I put your picture in a frame“, heißt es dagegen hochromantisch bei Waits. Verpackt Baldessari hier also eine Liebeserklärung an die Malerei? Der Künstler zeigt uns ein – gespiegeltes – Detail aus Gustave Courbets Gemälde „L’Hallali du cerf“, in dem der französische Maler 1867 auf großer Leinwand den Tod eines Rothirschs während einer Parforcejagd festhielt. Vielleicht lässt sich Baldessaris zeitgenössische Antwort darauf als Reset-Taste interpretieren, das vermeintlich überkommene Genre ausgerechnet anhand von zum Klischee geronnenen Hirsch- und Jagddarstellungen noch einmal neu und vorurteilsfrei zu betrachten.
John Baldessari, Picture in a Frame
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Wolfgang Tillmans
1998 zeigte Tillmans erstmals „nicht mit der Kamera gemachte Bilder“. Hierzu hat er entweder unbelichtetes Fotopapier oder solches, das vorher unterschiedlich farbigen Lichtquellen ausgesetzt war, durch die Entwicklungsmaschine geführt, wobei diese noch Spuren von Chemikalien oder Wasser enthielt. Indem das Papier diesen Vorgang durchläuft, kommt es zu Schlieren, Kratzern, Druckstellen oder anderen unvorhergesehenen Veränderungen. Auch für Fotografie von 2005, die Vorlage für den signierten Offsetprint mit dem Titel „It´s Only Love, Give It Away“ war, nutzt Tillmans dieses experimentelle Vorgehen. Das Ergebnis ist eine verblüffend körperliche, farbintensive und zugleich zarte Fotografie, deren letzte Exemplare wir heute auf artflash präsentieren.
Wolfgang Tillmans, It´s Only Love – Give It Away
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Alex Hubbard
Den C-Print „Letter Phase 66–67“ hat Hubbard 2011 für die renommierte Kunstzeitschrift Texte zur Kunst konzipiert. Über gestreifte und monochrome Stoffe ist eine Buchstabengruppe gestreut. Die Schriftzeichen und ihr Untergrund überlagern und durchdringen sich gegenseitig. So lassen sich die Bildebenen nicht mehr eindeutig bestimmen und die Lesbarkeit wird erschwert. Die Buchstaben scheinen wie bei einer Explosion an den Rand des Blattes vorzustoßen. Und tatsächlich tritt die Zeichenfolge B-O-M-B hier aus der Fläche hervor. Zusammengenommen ergeben die beiden Bilder also eine Art visuelle Dichtung, die einen zeitlichen Prozess mit abstrakten Mitteln zum Ausdruck bringt.
Alex Hubbard, Letter Phase 66-67
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Achim Riethmann
Achim Riethmann – ehemaliger Meisterschüler von Leiko Ikemura – beherrscht wie kaum ein anderer die Kunst der Aquarelltechnik. Mithilfe feinster Pinselstriche und kleiner Farbflächen arbeitet er seine Motive heraus, die in ihrer Detailliertheit und ihrer Farbigkeit, changierend zwischen zartesten Blau-, Rosa-, Grün- oder Schwarznuancen, bestechend schön sind. In ihnen deuten sich jedoch Geschichten an, bei denen es nicht nur um diese vordergründige Schönheit geht:
Wenn Riethmann Menschen mit Schutzanzügen und Gasmasken malt, wenn Kameradrohnen oder emporgereckte Fäuste zu Bildträgern werden, wird deutlich, dass es dem gebürtigen Londoner um Ausnahmesituationen geht, um jene Momente, in denen sich Zustände innerhalb weniger Sekunden radikal ändern können.
Achim Riethmann, o.T. (Redmen III)
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Achim Riethmann
Riethmanns Motive sind stets nur unvollständig abgebildet, die so entstehenden Leerstellen – absichtlichen Weißräumen gleich – schaffen Raum und eröffnen die Möglichkeit für eigene Assoziationen. Dies trifft auch für jene drei brandneuen Werke zu, die wir jüngst im Atelier entdeckt haben: Hier stehen schwarz behelmte Figuren, in Adidas-Jacken gekleidet, und die Hände in Handschuhe gehüllt, seltsam uniformiert, in Gruppen zusammen: Was passiert hier? Werden wir womöglich Zeuge einer Verschwörung oder eines Banküberfalls? Oder sind es schlichtweg junge Männer, die sich zu einem Motorrad-Ausflug verabreden? Riethmann verweigert uns eine konkrete Antwort hierzu, seine nur bis zur Körpermitte angedeuteten Figuren fordern uns hingegen zum genauen Hinsehen auf: Die Pose zählt, die Form – alles weitere, Assoziationen aus dem gesehenen liegen beim Betrachter! Oder wie sagte Oscar Wilde? In Wahrheit spiegelt die Kunst den Betrachter und nicht das Leben.“
Achim Riethmann, o.T. (Redmen I)
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