Über die Edition
„Street Photographers of Times Square“ (1982) ist ein Gruppenporträt von Jamel Shabazz aus der Anfangszeit des Fotografen. Vier junge Afroamerikaner posieren vor dem mit Kopfbedeckungen aller Art (Hüte, Melonen, Schirmmützen etc.) vollgestopften Schaufenster eines Hutladens. Vermutlich befindet sich das Geschäft in der Nähe des New Yorker Times Square, zumindest suggeriert dies der Titel. Hier ist weniger an eine Momentaufnahme der Straßenfotografie im klassischen Sinn zu denken, sondern vielmehr an die Inszenierung eines Freundschaftsbildes in einer für die damalige Zeit eher ungewöhnlichen Situation.
Das Bild ruft: Uns geht’s gut. Wir sind jung, glücklich, sportlich, schön und halten zusammen. Nur gibt es da ein Detail, das die ideale Inszenierung des Gruppenporträts stört: Die Tasche aus Leder, die Einkaufstüten aus Plastik am rechten Bildrand lassen vermuten, dass diese so perfekten Posen wohl doch einer im Moment entstandenen Idee zu verdanken sind. Vermutlich sind die Jungs gerade am Hutgeschäft vorbeigekommen, haben sich zwei weiße Panamahüte ausgeliehen, um dieses sympathische Foto zu schießen. Auch Straßenfotografie, so beweist es uns Shabazz, ist in der Lage, die Hochglanzästhetik der Werbung aufzugreifen, nur eben spontaner, mit einem sensiblen Gefühl für eine positive Lebensart.
Über den Künstler
Die Karriere von Jamel Shabazz (*1960) als Fotograf begann in den 1980er Jahren, als Jean-Michel Basquiat und Keith Haring die Kunstszene von New York beherrschten. Shabbazz, der in Brooklyn geboren wurde und dort auch aufwuchs, fotografierte in seiner New Yorker Nachbarschaft das alltägliche Leben. Seine Aufnahmen halten förmlich inne, erhaschen die kleinen Momente inmitten der unaufhörlichen Menschenströme auf den Straßen und in der Metro der Megacity.
Shabazz verfolgt mit seinem Werk eine politische Intention. Seine Straßenfotografie ist eine friedliche Auseinandersetzung mit der sozialen Situation der Afroamerikaner, der Latinos und der Jugendkultur. So wurde Shabazz zum Dokumentaristen der Black Community. Sein Ziel ist es, Stereotype zu durchbrechen und die afroamerikanische Lebensart und Gemeinschaft in einem positiven Licht darzustellen. Inspiration fand Shabazz in jungen Jahren nicht zuletzt bei dem Bürgerrechtler Malcolm X.
2017 erschien Shabazz’ Fotobuch „Sights in the City. New York Street Photographs“. In ihm sind 120 teilweise bis dahin noch unveröffentlichte Schwarz-Weiß- und Farbfotografien versammelt. Das Buch zeigt Bilder aus der Zeit von 1985 bis 2000, es ist eine visuelle Reise von Harlem bis zum Times Square, von Manhattan bis nach Brooklyn. Shabazz lebt und arbeitet auch heute noch in New York. Sein Werk ist in allen wichtigen Sammlungen der Stadt vertreten, etwa im Whitney Museum of American Art, in der New Brooklyn Public Library und im Fashion Institute of Technology.
Ausstellungen (Auswahl)
2018, Jamel Shabazz. City Metro, Galerie Bene Taschen, Köln
2017, Jamel Shabazz. Crossing 125th, The Studio Museum in Harlem, New York
2014, Back in the Days, House of Art Gallery, Brooklyn, New York
2012, Represent, Grand Army Plaza, Brooklyn Public Library, Brooklyn, New York