Über die Edition
Meret Oppenheim gelang ein kometenhafter Aufstieg als Künstlerin. Der Schweifstern kann als Sinnbild für ihre frühe Karriere stehen. „Kleiner Komet“ heißt auch die monogrammierte Farbserigrafie aus dem Kerber Verlag. Hier erinnert er an eine Art Himmelsgefährt, umwebt von vielen kleinen Sternen, golden glänzend wie er. Stehen die zwei Kreise für ein androgynes Wesen? So jedenfalls, geschlechtsneutral, wünschte sich Oppenheim stets die Kunst.
Betrachtet man die Bandbreite und Heterogenität ihrer Arbeiten, ist eine einzelne Handschrift kaum abzulesen. Oppenheim schuf Skulpturen, Malereien, Fotografien, Masken, Möbel und Kostüme. Und doch gibt es Leitideen, die sich einem roten Faden gleich durch ihr Werk ziehen. So tauchen ab den späten 1950ern bis zum Ende ihres Lebens immer wieder nächtliche Szenen, Sternenbilder, Lichtgestalten oder wabernde Nebel in ihren verschlüsselten Arbeiten auf. Die Motive und Oppenheims Interesse am Traum zeugen vom Assoziationsreichtum dieser außergewöhnlich fantasiebegabten Künstlerin, die uns vor allem eines lehren kann: Selbst wenn der Mensch nicht frei geboren ist, er kann es werden!
Über die Künstlerin
Schulabbruch in der tief wurzelnden Überzeugung, Künstlerin werden zu wollen. In den 1930ern, erst 18 Jahre alt, Übersiedelung nach Paris, Eintritt in die Surrealistenszene, die sich um die späteren Liebhaber Max Ernst und Marcel Duchamp gebildet hatte. Mit einem ihrer frühesten Werke – Tasse, Teller und Löffel, ummantelt mit Pelz – schaffte es Meret Oppenheim geradewegs in den Kunstolymp: Der Direktor des New Yorker Museum of Modern Art entdeckte die Felltasse in einer Pariser Galerie und nahm sie in seine Sammlung auf. An diesen frühen, gewaltigen Eindrücken arbeitete sich die Künstlerin – nach einer langen Schaffenskrise – auf fruchtbarste Weise ihr Leben lang ab. „Es gibt keine ‚weibliche Kunst‘“, war der Tenor, der sie dabei leitete.
1967 gab es die erste große Retrospektive im Moderna Museet in Stockholm, 1974 die erste große Ausstellung in der Schweiz, in Solothurn und Winterthur, danach erneut in New York, in der Marian Goodman Gallery, in der Folge dann in der Galleria Pieroni in Rom. 1982 nahm Oppenheim zudem an der Documenta 7 in Kassel teil und 2013 war anlässlich ihres 100. Geburtstages eine große Einzelausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen. Seit 2001 vergibt das schweizerische Bundesamt für Kultur (BAK) den Prix Meret Oppenheim.
Ausstellungen (Auswahl)
2017, Unbeschreiblich Surreal - Meret Oppenheim und Weggefährten, Kunstsammlung Neubrandenburg
2013, Meret Oppenheim - Retrospektive, Martin-Gropius-Bau, Berlin; Meret Oppenheim, BA-CA Kunstforum, Wien; Meret Oppenheim. Über den Bäumen, Sprengel Museum, Hannover
2006, Meret Oppenheim - Retrospektive, Kunstmuseum Bern
2003, Museum für Kunst und Gwerbe, Hamburg
1997, Meret Oppenheim: eine andere Retrospektive = a different retrospective, Helsinki City Art Museum, Helsinki; Galerie Krinzinger, Wien
1996/1997, M.O. Beyond the Teacup, Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Museum of Contemporary Art, Chicago; Bass Museum of Art, Miami Beach
1990, Meret Oppenheim, retrospectiva, Palau de la Virreina, Barcelona
1982, Documenta 7, Kassel
1980, Marian Goodman Gallery, New York
1978, Meret Oppenheim: Arbeiten von 1930-1978, Levy Galerie, Hamburg
1974/1975, Meret Oppenheim: Wander-Ausstellung, Museum der Stadt Solothurn, Kunstmuseum Winterthur, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg
1967, Surrealism & Duchamp, Moderna Museet, Stockholm
1937, Gruppenausstellung der Surrealisten, Paris
1933, Salon des Surindépendants, Paris