Rosemarie Trockel / M. Steinweg

Lesezeichen

, 2006
  • Material
    Zwei lackierte s/w-Offset-Drucke, gegeneinander ver-dreht. Mit besticktem Lese-bändchen gezogen und verknotet.
  • Herstellungsmethode
    Limited Book Edition: Inkl. Buch mit dem Titel „Mutter“, Hrsg. v. Reiner Speck und Gerhard Theewen
  • Auflage
    50
  • Maße
    10 x 24 cm mit Bändchen
    Auflage 50
  • Details zum Rahmen
    Handgefertigter, schwarz gebeizter und gewachster Ahornholz Rahmen mit den Außenmaßen ca. 17 x 32 cm, beidseitig verglast, inkl. Museumsglas und Aufhängung
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Über die Edition

Zusammen mit dem Berliner Philosophen Marcus Steinweg fertigte Rosemarie Trockel diese Arbeit für den Salon Verlag Köln: Eine Schutzhülle, aschegrau, als wäre sie durchs Feuer gegangen – daran ein Lesezeichen aus Stoff, in den eine Textzeile von Marcus Steinweg gewebt ist – darin ein Büchlein mit dem Titel ‚Mutter’, der neben einem Text Schwarzweiß-Abbildungen einer Reihe klassischer Kunstwerke enthält unter dem Titel ‚Die Postkartensammlung meiner Mutter’… vor welches Rätsel stellt uns Trockel hier?

Aufschlussreich erscheint der Text, in dem aus Marguerite Duras’ Roman „Ein ruhiges Leben“ zitiert wird, in dem die 15jährige Heldin über ihre Mutter spricht: "Ich habe an ihren Tod gedacht, an einem Morgen voller Sommer. So einfach und natürlich war der Gedanke daran, dass es fast schon eine gute Sache war, daran zu denken." Auf dem Bändchen lesen wir: „Sie ist überall und sie ist schon nichts mehr, nirgends“ – ist das ‚Sie’ also die Mutter, und hat das Kind den Satz gewebt? Halten wir den Nachlass einer Verstorbenen in der Hand, sehen wir einen Form gewordenen Todeswunsch, oder hat hier am Ende im Geiste der Muttermord stattgefunden? Mit dieser geheimnisvollen Edition findet Trockel den Ausdruck für eine oft höchst ambivalente Beziehung im Leben - der zur Mutter. Eine Arbeit, die leise daherkommt und in der sich bei näherer Betrachtung umso tiefere Abgründe auftun – verstörend und berührend zugleich.

Über die Künstlerin

Sie ist eine der bedeutendsten und vielseitigsten deutschen Künstlerinnen überhaupt: Rosemarie Trockel, die in den 70er Jahren erst Anthropologie, Theologie und Mathematik studierte, bevor sie zum Kunst- und Designstudium nach Köln wechselte, fertigt Skulpturen, Zeichnungen, Installationen und Objekte, die aus dem Rahmen fallen – unvorhersehbar, rätselhaft und lebendig. Ihre industriell hergestellten "Strickbilder" mit eingewebten Logos vom urdeutschen Wollsiegel bis zum Playboy-Bunny haben die inzwischen 60-jährige Rosemarie Trockel in den 80ern bekannt gemacht.

Aufsehen erregte 1997 auf der documenta X ihre Arbeit "Haus für Schweine und Menschen", 1999 war sie die erste Frau im Deutschen Pavillon der Biennale Venedig, und international stellte sie u. a. im MOMA New York, in Boston und Chicago aus. Im Sommer 2013 findet ihre große Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle statt.

Doppelbödige Inhalte, voller listiger Provokationen und oftmals verdeckter Abgründe –Trockel macht es ihrem Publikum nie leicht, aber ihre Kunst ist dabei viel zu spannend und emotional, um sie einem schwer zu machen. Gerne arbeitet sie mit Künstlerkollegen zusammen und räumt ihnen viel Platz ein, wie derzeit in einer Ausstellung in der Serpentine Gallery London, und auch die Arbeit, die wir Ihnen hier vorstellen, ist in Kooperation entstanden.

Ausstellungen (Auswahl)

2020, "A Gift of My Parents," Nick und Vera Munro Stiftung, Hamburg
2017, “Plus Quam Perfekt,” Gladstone Gallery, New York
2017, "And I Found Her Bitter. And I Hurt Her." Sprüth Magers, Berlin
2017, "Knitted Works," Skarstedt, London
2015, Märzôschnee ûnd Wiebôrweh sand am Môargô niana më, Kunsthaus Bregenz
2014, Rosemarie Trockel, Aspen Art Museum
2013, A Cosmos, Serpentine Gallery London
2012, Tea Party Pavillon, Documenta 13 Kassel
2010, Verflüssigung der Mutter, Kunsthalle Zürich
2008, Favourite Things, Donald Young Gallery Chicago
2005, Post-Menopause, Museum Ludwig Köln
2000, Drawings, Centre Pompidou Paris
1998, Werkgruppen: 1986 – 1998, Kunsthalle Hamburg

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