Über die Edition
Hirsch, Schwan, Biene, Hase oder eben der Elch, wie in dem Siebdruck „Elch in der Strömung“ ‒ Tiere sind nicht nur im zeichnerischen Werk von Joseph Beuys schon seit den späten 1940er Jahren eine wichtige Konstante. Und ebenso findet sich die „Braunkreuz“ genannte Farbe, wie sie die signierte Edition von 1985 zeigt, immer wieder in seinen Arbeiten. Mit diesem speziellen Braun verknüpfte Beuys die Vorstellung von Erde und Blut und somit von Leben. Was verbindet den Menschen mit dem Kosmos? Bei der Beantwortung dieser großen Frage sollte eine Wiederannäherung an die Natur auch über den Mythos Tier helfen. Beuys interessierte der Kontakt zu ursprünglichen spirituellen Energien, die er beim Menschen – im Gegensatz zum Tier – verloren gegangen sah. Ende der 1960er Jahre gründete er eine Studentenpartei, bei der die meisten Mitglieder Tiere waren. Bereits früh verwies Beuys auf die ökologische Krise und trat dafür ein, dass Pflanzen und Tieren ein eigenes Rechtssystem gewährleistet sein sollte. Und so ist eine Beschäftigung mit dem Ausnahmekünstler stets auch ein Verweis auf die immer drängenderen Fragen unserer Zeit.
Über den Künstler
Aktionskünstler, Bildhauer, Sozialphilosoph und Exzentriker: Joseph Beuys (1921‒1986) gilt weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts überhaupt – und wird im Jahr seines 100. Geburtstags vielerorts gefeiert. Getreu seiner Maxime „Jeder Mensch ist ein Künstler" machte er auch sich selbst zum Kunstwerk: Sein Auftreten mit Hut, Sportweste und enormem Charisma bleibt einzigartig.
In legendären Aktionen trug er, den Kopf mit Blattgold und Honig beschmiert, 1965 einen toten Hasen durch eine Ausstellung und führte damit vor, „wie man dem toten Hasen die Kunst erklärt“, oder baute für die documenta 6 im Jahr 1977 seine „Honigpumpe am Arbeitsplatz“, eine riesige, über mehrere Stockwerke verteilte Anlage, die insgesamt drei Zentner „Honig der Marke Langnese“ durch ein Schlauchsystem transportierte.
Beuys’ Aktionen bestanden aus vielfach verstörenden Handlungen und Gesten, die unsere verkrusteten Denkmuster sprengen: verstiegen, aber nie verrückt – einfach, aber nie banal – genial.
Ausstellungen (Auswahl)
Im Jubiläumsjahr 2021 fanden zahlreiche Beuys-Ausstellungen statt, u.a.: "Joseph Beuys. Der Raumkurator", Staatsgalerie Stuttgart; "Jeder Mensch ist ein Künstler", K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; "Joseph Beuys und die Schamanen", Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2020, Kraftwerk Block Beuys, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt; Joseph Beuys – Gestempelte Multiples, Drucksachen, Fotografien – Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2019, Joseph Beuys. Hasengräber, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2016, Joseph Beuys. Werklinien, Museum Kurhaus Kleve, Kleve
2013/14, Joseph Beuys. Zeichnungen, Galerie Bastian, Berlin
2013, Video Vintage 1963‒1983, Beirut Art Center, Beirut
2012, Joseph Beuys. Appeal for an Alternative, Museum of Modern Art/MoMA, Moskau
2011, Parallelprozesse, K20/Kunstsammlung NRW, Düsseldorf
2010, Joseph Beuys, Gagosian Gallery, New York
2008, Kult des Künstlers: Beuys ‒ Die Revolution sind wir, Hamburger Bahnhof ‒ Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin
2005, Retrospektive, Tate Modern, London
1979, Retrospektive, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1976, Installation „Straßenbahnhaltestelle/Tramstop/Fermata del Tram 1961–1976. A Monument to the Future‟, 37. Biennale, Venedig
1972, „Büro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“, documenta 5, Kassel
1971, Joseph Beuys – Aktionen, Zeichnungen und Objekte 1937‒1970, Moderna Museet, Stockholm
1968, Teilnahme an der documenta 4, Kassel
1967, Einzelausstellung Städtisches Museum Mönchengladbach (der Sammler Karl Ströher erwirbt nahezu alle Arbeiten, die in der Ausstellung gezeigt werden)
1965, Galerie Schmela, Düsseldorf (erste Einzelausstellung)
1964, Teilnahme an der documenta 3, Kassel
1963, Josef Beuys – Fluxus, Haus van der Grinten, Kranenburg