Via Lewandowsky

Die Pfeife (platt gemacht)

, 2016
  • Material
    Bronzeguss einer mit 50 Tonnen gepressten Schiedsrichterpfeife
  • Auflage
    90
  • Maße
    7,5 x 2,7 x 0,5 cm
    Auflage 90
    Verso signiert und nummeriert
  • Details zum Rahmen
    Handgefertigter schwarz gebeizter und gewachster Ahorn-Holzrahmen, Außenmasse ca 33,0 x 25,0 cm, Distanzleiste 30 x 3 mm mit rotem Filz bezogen, das Objekt ist mittig auf rotem Filz montiert, rückseitige Spezialaufhängung und Museumsglas.
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Über die Edition

Sich der Macht von Autoritäten zu entziehen ist schwer – diese Erfahrung machte Via Lewandowsky als junger Künstler in der DDR, auch wenn er zu rebellieren wusste. Und Autoritäten gibt es nicht nur in Diktaturen. So fährt Lewandowsky eine 50 Tonnen schwere Straßenwalze auf, um das wichtigste Arbeitsgerät von Schiedsrichter*innen, die Pfeife, untauglich zu machen und das Ergebnis, plattgedrückt, wie es ist, dann in Bronze zu gießen und edel einzurahmen. Der Titel seiner signierten und nummerierten Edition, „Die Pfeife (platt gemacht)“, kann als lakonisch-nüchterne Feststellung wie als ironisch-bissige Beleidigung gleichermaßen gelesen werden – eine provokante Mehrdeutigkeit, wie sie Lewandowskys Kunst generell eigen ist. Zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 entstanden, eröffnet das Werk weitere Referenzräume. Denn der Fußball ist als deutscher Nationalsport alles andere als eine ideologiefreie Zone, vielmehr erweist er sich als hochaufgeladen und politisch und das ihn prägende Machtgefüge reicht weit über die Möglichkeiten der Referees hinaus, auf das Spiel und seine Akteur*innen einzuwirken.

Über den Künstler

„Ist Ihre Kunst schön?“, wurde Via Lewandowsky 2007 in einem Interview gefragt. „Unbedingt, es ist die Schönheit des Missverstehens“, so seine Antwort. „Aber Vorsicht, zu viel Schönheit macht dick.“ Lewandowsky plädiert für eine Ästhetik des Scheiterns und feiert die Vergeblichkeit des Tuns. Wir haben es bei dem Berliner Künstler also mit einem Skeptiker zu tun, dessen Werke, zumeist Installationen, allerdings nicht nur Tragik, sondern auch Komik offenbaren. Ironisch und kritisch nähert er sich Gewissheiten, die seiner Betrachtung nur selten standhalten. So parodiert beispielsweise sein adaptierter Neonschriftzug „Der Sozialismus siegt“ – zu DDR-Zeiten auf einem Hochhaus in seiner Heimatstadt Dresden montiert – die einstige Utopie. Lewandowsky studierte von 1982 bis 1987 an der dortigen Hochschule für Bildende Künste Szenografie und eckte mit seinen sozialismuskritischen Aktionen und Happenings bei den Kulturfunktionär*innen schnell an, sodass er im Sommer 1989, kurz vor dem Mauerfall, in den Westen flüchtete. Spätestens seit seiner Teilnahme 1992 an der documenta 9 ist der vielfach ausgezeichnete „Gegen-den-Strich-Denker“ Lewandowsky international gefragt.

Ausstellungen (Auswahl)

In seiner 80-Kanal-Klanginstallation „wie bitte“ ging Via Lewandowsky im Raum der St. Matthäus-Kirche in Berlin 2022 dem Verstehen und Nichtverstehen unserer Gespräche, unseres Redens mit dem Gegenüber, der Stille und dem Warten auf Antworten nach. Gleichfalls in diesem Jahr beteiligte er sich mit einer ortsspezifischen Arbeit an dem Projekt „Eine Brücke für die Utopie“, das um die alte Eisenbahnbrücke Dömitz im Wendland kreiste. In der Düsseldorfer Galerie Ute Parduhn war 2022 zudem eine Einzelausstellung von Lewandowsky zu sehen.

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