Über die Edition
„Die Zeichnung positioniert als Pinguine verkleidete Mädchen vor einem modernistischen Bau“, so beschreibt Julia Horstmann ihre exklusiv für artflash angefertigte Edition „Penguins on Stage“, eine Tuschezeichnung in Schwarz auf Papier. Die Künstlerin hat die Szene einer Fotografie aus den 1920er-Jahren entlehnt, die sie auf einem Flohmarkt in Brüssel entdeckt hat. Vorgefundene Bilder wie dieses dienen ihr als Material für ihre Scherenschnitte und Zeichnungen, die sie dann collageartig zusammenfügt und weiterentwickelt, um sie inhaltlich zuzuspitzen.
Die Tuschezeichnung verrät uns Julia Horstmanns Interesse an Architektur. Sie zeigt uns darüber hinaus auch das Gespür der Künstlerin für Räume. Diese inszeniert sie wie eine Bühne, auf der nicht zuletzt der Betrachter zum Akteur werden kann. „Penguins on Stage“ trägt diesen Bühnencharakter schon im Titel, was die Kostümierung der Mädchen unterstreicht. Julia Horstmann choreografiert sie und macht daraus eine sprechende Treppenszene vor einer an Mondrian erinnernden Kulisse. Der Schwarz-Weiß-Kontrast erhöht zusätzlich die Spannung dieses Rollenspiels, in dem Amateure zu Darstellern werden.
Über die Künstlerin
Ob in ihren Scherenschnitten, Fotografien, Objekten oder Zeichnungen – Julia Horstmann, 1974 geboren, nimmt stets Raumkonstellationen in den Fokus. Ihr geht es dabei immer auch um die sozialen und psychologischen Wirkungen, die Architektur entfaltet. Oft werden in ihren Bildern „Protagonisten in Bezug zu architektonischen Begebenheiten gesetzt, während bei ausgestellten Objekten die Besucher diese Rolle einnehmen“, so die Wahlberlinerin, die 2009 auf der Art Cologne als beste junge Künstlerin ausgezeichnet wurde. Sie ergründet neue Perspektiven, indem sie Räume mithilfe ihrer Kunst gestaltet oder die Beschaffenheit von Materialien in den Blick nimmt. So ist der Werkstoff Glas, mit dem Julia Horstmann bereits mehrfach gearbeitet hat, für sie Ausdruck einer nur symbolischen Ordnung, da er – anders als eine massive Steinmauer – schon durch geringe Gewaltanwendung zerstört werden kann.
Seit ihrem Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg kann Julia Horstmann auf eine rege nationale und internationale Ausstellungsvita zurückblicken. Ihre Werke finden sich etwa in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland.
Ausstellungen (Auswahl)
2016, “Erase/Rewind 2″, mit/with Tina Roeder, Berlin
2014, [geschnitten.] – Räume mit der Schere gezeichnet – Kulturstiftung Schloss Agathenburg, Agathenburg
2013, Nur hier. Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland. Ankäufe von 2007 bis 2011, Bundeskunsthalle, Bonn
2012, Tomorrow, Bastei, Köln; forming norming performing storming, Galerie Christian Nagel, Antwerpen; ERASE/REWIND, Galerie Christian Nagel, Berlin
2011, CUT. 20 aktuelle Positionen, Museum Moderner Kunst Kärnten; Outside and In, Neuer Kunstverein Wuppertal
2010, Cut. Scherenschnitte 1970-2010, Hamburger Kunsthalle/Galerie der Gegenwart; Zwischenraum: Space between, Kunstverein Hamburg; Variable Geometries”, Artothek, Köln; Klirren, Overbeck-Gesellschaft, Kunstverein Lübeck
2009, The Setting and the Stone, Galerie Christian Nagel, Köln; Julia Horstmann und Susanne Winterling. Förderpreise Skulptur und Installation 2009, Arthur Boskamp-Stiftung, Hohenlockstedt; Nickel van Duijvenboden, Julia Horstmann, Natalia Stachon; Next Visit, Berlin; Scherenschnitte – Kontur Pur, Museum Bellerive, Zürich; AS IF WORDS MEANT NOTHING, kunstbuero Temporary Gallery Vienna, Wien; Après Crépuscule – Na Schemering – After Twilight – Nach Dämmerung, Kölnischer Kunstverein, Köln