Über die Künstlerin und die Edition
Beinahe wäre die mysteriöse Figurenwelt von Gunilla Jähnichen für immer in der Versenkung verschwunden. Während Jähnichens Kunststudiums in den 1990ern war gegenständliche Malerei totgesagt. Es war eine Zeit des Umbruchs. Damien Hirst hatte gerade seine Nominierung für den Turner Prize eingeheimst, und die Young British Artists standen kurz davor, den Kunstmarkt aufzumischen.
Ausgerechnet Stanley Brouwn, ein Urvater der Konzeptkunst, unterstützte Gunilla Jähnichen in ihrem figurativen Ansatz. Brouwn leitete ihre Meisterklasse an der Kunsthochschule Hamburg. Ihm ist es zu verdanken, dass die junge Halbschwedin ihre Figuren nicht länger heimlich malen musste: „Er fand meine Arbeit authentisch,“ sagt sie im Rückblick.
Heute wird Gunilla Jähnichen (*1972 in Stade) von vier Galerien vertreten. Doch obwohl prominente Kunstexperten wie Julia Stoschek, Thomas Rusche oder Kasper König zu ihren Sammlern gehören, gilt sie noch immer als Geheimtipp. Jähnichen ist kein Mensch der lauten Töne. Sie lässt lieber ihre Bilder sprechen. Dass sie streng konzeptuell vorgeht, zeigt sich erst auf den zweiten Blick.
Für ihre Arbeit schöpft Jähnichen aus zwei parallelen Figurenwelten: Die eine Welt umfasst das Personal für ihre Gemälde; die andere Figurenwelt ist den Zeichnungen vorbehalten. Während ihre Malerei rund 20 Charaktere aufweist, sind die Zeichnungen auf sieben Grundcharaktere beschränkt. Oft Comic-haft reduziert, reichen wenige Striche und Farben aus, um ihre Figuren zum Leben zu erwecken, wie in auch in jenem mehrfarbigen Siebdruck mit dem Titel „Auf Pony mit Bohne“. Ein seltsames Wesen ohne Arme sitzt da auf einem schwarzen Pferd und blickt uns an, als wollte es Kontakt mit uns aufnehmen. Unser Blick fällt auf die orange-rotfarbene Kopfbedeckung - ein Hut, eine Bohne, ein kleiner Sandsack?
Die Frage nach dem Inhalt der Arbeit lässt die Künstlerin unbeantwortet. „Wenn das so einfach wäre“, sagt die Künstlerin nachdenklich. „Ich benutze meine Figuren wie ein Musiker sein Instrument. Bei mir kommen eben Bilder heraus.“
Ausstellungen (Auswahl)
2022, „trouble“, galleri ps, Göteborg, Schweden; „the other space“, Städtisches Museum Engen; „@wut“, Galerie im Saalbau, Berlin/Neukölln
2021, „Ping Pong“, Galerie Roy, Zülpich
2020 „2 gather“, in Kooperation mit Zandra Harms, Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V.
2019, „ghosting“, Galerie Susanne Burmester, Putbus auf Rügen; „resting bitch face“, galleri 21, Malmö
2018, Resting bitch face, Einzelausstellung Gunilla Jänchen, Galerie 21, Malmö
2016 Circus eins, Putbus
2016 "travelling light" Galerie Albrecht, Berlin
2015 ART021 Shanghai
2015 „one artist show“, Art Karlsruhe, Galerie Albrecht
2015 „Open Art“, Biennale Örebro, Schweden
2014 „Drop me a line“, Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt a.M.
2013„Legend of the shelves“ AUTOCENTER, Berlin
2012 „homecoming queen“, Bugno Art Gallery, Venedig, Italien
2011„Hotspot Berlin 2011“, Georg Kolbe Museum, Berlin
2010 „don’t touch my pet“, Kunsthalle Gießen