Universalbox, u.a. Reyle, Scheibitz

Universalbox mit 19 Künstlerdrucken

, 2001
  • Material
    div. Drucktechniken (Radierung, Fotogravur)
  • Herstellungsmethode
    Die Universal-Box beinhaltet Arbeiten von 19 KünstlerInnen
    40 arabisch nummerierte Exemplare als Künstler-Exemplare, 20 römisch nummerierte Exemplare für den Verkauf
  • Auflage
    20
  • Maße
    15 cm x 15 cm, Bildmaß: je 6 cm x 9 cm
  • Details zum Rahmen
    Handgefertigter Ahornrahmen, dunkel (appelt) gewachst, Außenmaße des Rahmens ca. 25,4 x 25,4 cm.
    Inkl. rückseitiger Hängeleiste zum einfachen Aufhängen, staubdicht verschlossen.
    Der Rahmenpreis inkludiert 1 Rahmen. Gerne können Sie auch mehrere zu einer Box zugehörigen Edition gerahmt bekommen.
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„Wir haben genommen, was wir kriegen konnten.“ Das behauptet zumindest Fritz Margull, Gründer des Druckateliers G. Fritz Margull, das er vor 16 Jahren in einer Remise in Berlin-Neukölln eröffnete. Gemeinsam mit der Künstlerin Susanne Roewer hatte er Anfang der Nullerjahre die Idee zur „Universalbox“: 19 Kunstdrucke im Mini-Format von 6 x 9 Zentimetern. Lässt man sich die Namen der Mitwirkenden auf der Zunge zergehen – unter ihnen Michel Majerus, Franz Ackermann, Anselm Reyle, Gregor Hildebrandt oder Thomas Scheibitz –, klingt dies rückblickend natürlich recht kokett. Und doch: Den Kunstverstand und die gute Vernetzung Margulls einmal vorausgesetzt, kamen beispielsweise Reyle und Hildebrandt de facto gerade erst frisch von der Hochschule. Dass sie später im Pariser Centre Pompidou, in der Gagosian Gallery in London oder in den Hamburger Deichtorhallen ausstellen sollten und internationale Erfolge feiern würden, davon war damals tatsächlich noch nicht auszugehen. Bei der Motivauswahl für die „Universalbox“ waren die beteiligten Künstlerinnen und Künstler ganz frei. Teilweise entstanden die Arbeiten bei Margull vor Ort, manche brachten ihre Zeichnungen aber auch aus dem eigenen Atelier mit. „Niemand kommt mit einer fertigen Platte“, weiß der erfahrene Drucker. Zwei Boxen gab es damals als Künstlerhonorar. Entstanden sind Kupferdrucke auf Bütten, „ein schönes Paket“, so Margull – aus heutiger Sicht lässt sich sagen: eine Schatzkiste.

Franz Ackermann
Martin Assig
Anke Fischer
Axel Geis
Thilo Heinzmann
Gregor Hildebrandt
Ki-Heoun Jeoung
Andreas Koch
Nikolaus List
Michel Majerus
Mark Pätzold
Anselm Reyle
Peter Rist
Susanne Roewer
Thomas Scheibitz
Markus Sendinger
Dirk Skreber
Roger Wardin
Barbara Wille

Über die Künstler (Auswahl)


Anselm Reyle


Fotogravure, 2001, Druckgröße: 6 x 9 cm
„Ich möchte mir erstmal keine nächsten Ziele setzen“, erklärte Anselm Reyle Anfang letzten Jahres im „Monopol“-Magazin. Der Künstler ist vor allem für seine „Folienbilder“ bekannt, in denen er Dekofolie direkt aus dem Schaufenster auf die Leinwand bringt. Er habe dadurch „die Konsumgesellschaft, diese Dekadenz, die zum ersten Mal in der Pop Art radikal thematisiert wurde, in die abstrakte Kunst geholt“, so Reyle selbst. Sein früher und anhaltender Erfolg hat dem 44-Jährigen nicht nur internationale Ausstellungen und zahlreiche interessierte Sammler beschert, sondern ermöglicht ihm nun auch, eine Produktionspause einzulegen, um die Kunst neu auf sich zukommen zu lassen.

Als Fritz Margull und Susanne Roewer Reyle baten, sich an der „Universalbox“ zu beteiligen, war seine steile Karriere noch nicht abzusehen. „Er kam mit zwei Zeichnungen, auf der einen das Kreuz, auf der anderen das Auge, wie sich das gehört“, erinnert sich Margull. Beide Bildmotive der Fotogravure stehen, sich überlagernd, im Fadenkreuz. Das zerstäubende Orange-Rot signalisiert zusätzliche Spannung, vielleicht sogar Gefahr, wobei sich die Frage auftut, wer hier wen anvisiert, denn das Auge nimmt den Betrachter ganz unvermittelt in den Blick. Reyles Druck zeugt somit von der Ambivalenz urmenschlicher Gefühle, indem er deutlich macht, dass es keine Stärke ohne Verletzlichkeit gibt.

Franz Ackermann


Aquatintaradierung, 2001, Druckgröße: 6 x 9 cm
Franz Ackermann ist viel unterwegs. Reisen sind für den deutschen Künstler, der Anfang der 90er Jahre den Malerei-Boom von Berlin aus mit initiierte, eine Quelle der Inspiration. Eine ganze „Helicopter“-Serie hat Ackermann, der von Meyer Riegger in Berlin und Saatchi in London vertreten wird und dessen Werke zu Sammlungen wie der von Christian Boros oder der des Kunstmuseums Wolfsburg gehören, in den Nullerjahren entworfen.

Die rotierenden Helikopter-Flügel auf der Aquatintaradierung – aufgrund der Flächenätzung eine der Tiefdrucktechniken, die am stärksten eine malerische Anmutung erzeugen – sind Sinnbild seiner Bewegungsfreude, die ja immer auch auf Freiheit fußt. Ackermann, bekannt für seine farbgewaltigen konkreten bis abstrakten Bilderwelten, die auch mal ganze Wände einnehmen, benutzt hier ein kontraststarkes, kraftvolles Schwarz-Weiß. „Er unterscheidet stark zwischen Zeichnung und Bild“, erklärt Fritz Margull, „es ist zwar die gleiche Formensprache, aber die Druckgrafik ist für ihn immer Schwarz-Weiß.“

Welche Energie dieses Motiv für Ackermann besitzt, zeigt auch eine seiner Installationen: Nach Originalentwürfen der RAF ließ der Künstler ein einstmals tatsächlich geplantes Fluchtfahrzeug – einen zum Hubschrauber umgebauten VW – rekonstruieren. „Beflügelnd“, zumindest in der Fantasie!

Gregor Hildebrandt


Kaltnadelradierung, 2001, Druckgröße: 6 x 9 cm
Liebeskummer spielte die entscheidende Rolle bei der Auswahl des Motivs von Gregor Hildebrandt, verrät Fritz Margull. Die Tränen der Kaltnadelradierung finden sich jedoch auch in anderen Werken des von der Kunstwelt früh umworbenen Installationskünstlers wieder. Dies verweist auf Hildebrandts romantische Ader, zugleich ist ihm aber auch eine popkulturelle Coolness nicht abzusprechen, denn seine liebsten Materialien sind Tonbänder gebrauchter Kassetten oder Schallplatten aus Vinyl. Daraus klebt und baut er seine prägnanten Bilder und Installationen in strenger Formensprache, dabei bleibt stets auch Raum für ungeschliffene Details. „Schon Dieter Hacker meinte immer, dass Perfektion Leichengift sei“, zitiert Hildebrandt seinen Professor an der Universität der Künste Berlin.

„Keine Liebe verlieren“, mit diesem Mantra gewährt uns der Künstler also Einblick in seine Seele. Subjektive und autobiografische Bezüge fließen regelmäßig in Hildebrandts Arbeiten ein, die in zahlreichen – nationalen wie internationalen – Ausstellungen vertreten sind, darunter im Pariser Centre Pompidou, in der Berlinischen Galerie oder der Londoner Galerie Gagosian. Und doch bewahren sie Geheimnisse – nicht zuletzt durch die nicht mehr rekonstruierbare Musik auf Tonband und Vinyl. So zaubert der Künstler trotz einer bewussten Minimalistik spannungsreich betörende Werke voller Bezüge, in denen wir nicht nur Hildebrandt, sondern auch uns selbst erkennen können.