Sigmar Polke

Vermutung

, 2002
  • Material
    Offset-Lithografie, Siebdruck auf Karton
  • Auflage
    70
  • Maße
    50 x 70 cm
    Auflage 70 + XV
    vorderseitig handsigniert, datiert und nummeriert
  • Details zum Rahmen
    Handgearbeiteter schwarz gebeizter und gewachster Ahorn Holzrahmen inkl. 10mm Distanzleiste, Maße ca. 76,2 x 56,2 cm, inkl. Museumsglas und rückseitiger Aufhängung
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Über die Edition

„Vermutung“ – der Titel der signierten Offset-Lithografie von Sigmar Polke aus dem Jahr 2002 schürt die eigene Neugierde. Was veranlasst den Künstler, eine solche anzustellen und in welchem Zusammenhang überhaupt? Auf eine Spur kommt man bei einem Blick auf sein Gesamtwerk. Die sogenannten „Vermutungszeichnungen“ bilden eine kleine Serie in seinem Œuvre. Dafür nahm Polke Pentimenti unter die Lupe, also Veränderungen auf Gemälden, die im Laufe des künstlerischen Schaffensprozesses entstanden sind und erst später wieder sichtbar werden. Besonders interessierten ihn verborgene Elemente in Francisco de Goyas Gemälde „Die Zeit oder Die Alten mit Spiegel“. Und als Röntgenstrahlen darin dann tatsächlich eine Auferstehung Christi zum Vorschein brachten, machte er Detailfotografien des Bildes und manipulierte sie. Auf Grundlage dieser stark vergrößerten Bildausschnitte stellt er also eigene „Vermutungen“ an, was sich in Goyas Werk sonst noch verstecken könnte – und schleicht sich damit zugleich selbst in dieses schwergewichtige Stück Kunstgeschichte ein.

Über den Künstler

Sigmar Polkes (1941-2010) Künstlerlaufbahn begann bereits mit sechs Jahren. Da malte er einen Bomber, aus dessen Bauch es Hakenkreuze regnete. Er war ein Kriegskind – wie sein Künstlerfreund Gerhard Richter, und wie Richter war er aus der DDR in den Westen geflohen. Die beiden trafen sich an der Düsseldorfer Kunstakademie und riefen den „Kapitalistischen Realismus“ aus, in Abgrenzung zum Diktum im Osten Deutschlands. Früh machten sie auf sich aufmerksam, doch Sigmar Polke wurde vor allem mit einem Gemälde aus dem Jahr 1969 weltberühmt: „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ Die Aufforderung ist auf der – bis auf die schwarz Ecke – weißen Leinwand in Schreibmaschinentypo notiert.

Die Ironie war Sigmar Polke ureigen, genauso wie seine Auflehnung gegen die Überhöhung des künstlerischen Schaffens oder gegen den Kunstbetrieb – auch wenn er selbst später zu den bestgehandeltsten deutschen Künstlern aufstieg. Der Kurator Harald Szeemann lud ihn im Jahr 1972 zur Documenta ein. Polke war dann auch auf der Documenta 6 und 7 dabei. Im Anschluss stellte er in allen großen Museen aus, darunter das Lenbachhaus in München, das Moderna Museet in Stockholm, das Museum Ludwig in Köln, das Amsterdamer Stedelijk-Museum, das Centre Georges Pompidou in Paris und der Berliner Martin Gropius Bau. Im Jahr 1986 erhielt Sigmar Polke den Goldenen Löwen für den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig und 2002 den Praemium Imperiale in Tokyo – zwei seiner zahlreichen Auszeichnungen.

Ausstellungen (Auswahl)

Sigmar Polkes Werk wird seit den frühen 1960er Jahren national und international gezeigt. Noch 2016 etwa waren Arbeiten von ihm in der Gruppenausstellung „Hinter dem Vorhang“ im Museum Kunstpalast in Düsseldorf vertreten, 2017 präsentierte das Museum Frieder Burda in Baden-Baden die Einzelschau „Alchemie und Arabeske“ und in wenigen Wochen geht die Ausstellung „Produktive Bildstörung. Sigmar Polke und aktuelle künstlerische Positionen“ in der Kunsthalle Düsseldorf zu Ende, die Polkes herausragender Bedeutung Rechnung trägt.

Eine Übersicht seiner umfangreichen, jahrzehntelangen Ausstellungstätigkeit findet sich hier

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