Siegfried Wittenburg

Heiligendamm (Ein Meer, eine Hoffnung...)

, 1986
  • Material
    Pigment Print
  • Auflage
    40
  • Maße
    70 x 100 cm
    Auflage 40
    handsigniert und nummeriert
  • Details zum Rahmen
    Handgefertigter, edler schwarzer Holzrahmen, mit 10 mm Distanzleiste, Außenmaße ca. 105,8 x 75,8 cm. Inkl. Normalglas und rückseitiger Aufhängung
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Geht es uns nicht allen so? Wir blicken auf das offene Meer und werden von der Sehnsucht gepackt. Diese Menschen, die hier an einer Flussmündung unweit des Seebads Heiligendamm auf die Ostsee blicken, haben nichts als ihre Sehnsucht. Die Küste Dänemarks liegt gegenüber, ist aber unerreichbar. Als Bürger der DDR können diese Menschen von Reisefreiheit nur träumen. Die Schwarz-Weiß-Fotografie wurde von der Stasi als Landschaftsbild abgetan. Ihr nüchterner Titel „Heiligendamm“ (1988) ist Tarnung, ein Schutz vor der Zensur. Für all diejenigen, die bei Ausstellungen genauer hinsahen, konnte die Aufnahme so zu einer Ikone der Freiheit werden. 1996 eröffnete Siegfried Wittenburg die Ladengalerie „Ost Seh Haus“ in Rostock-Warnemünde. Sein prominentester Besucher war Joachim Gauck. Auch „Heiligendamm“ war dort zu sehen. Wittenburg schenkte dem späteren Bundespräsidenten einen Fotoabzug. Angetan vom Freiheitsgedanken dieses Bildes nutzte Gauck es fortan in seinen Vorträgen: „Jeder, der die Ostsee kennt, weiß, wie wunderbar und verzaubernd es wirkt, auf dieses Meer zu schauen. Unsere Seele bekommt auf einmal Flügel, uns fliegen alle möglichen wunderbaren Gedanken zu und sehr viele dieser Gedanken hängen mit Freiheit zusammen.“
Siegfried Wittenburg, geboren 1952 in Warnemünde, hat sein fotografisches Werk dem Alltag der DDR, der Zeit der Friedlichen Revolution und der Nachwendezeit gewidmet. Eng verbunden mit seiner Heimat und den Menschen dort, ist ihm ein kritischer, zugleich humorvoller und persönlicher Blick auf die Jahre 1980‒1996 gelungen. Fotografiert hat er vor allem in Rostock und Umgebung: Straßenszenen, Stadtansichten, Porträts von Freunden, Arbeitern, friedlichen Demonstranten. Sein Kamerablick ist realistisch, die sozialistische Lebenswirklichkeit authentisch dargestellt ‒ zuweilen auch absurd und entlarvend. Tristesse und Leere sind ein häufiges Motiv. Seine Strandansichten und Meeresblicke sind emotional, lassen Fernweh aufkommen. Wittenburg fotografiert auch Armut und Mangelwirtschaft, kann diese Bilder jedoch vor 1989 nur engsten Vertrauten zeigen. Wiederholt kommt er mit der Staatssicherheit in Konflikt, wird bespitzelt, doch nie als Staatsfeind eingestuft. Weltweit bekannt wird seine Fotografie von Joachim Gauck im Herbst des Wendejahres während einer Fürbittenandacht in der Marienkirche Rostock. Seit 2008 wandert seine Foto-Retrospektive „Grüße aus der DDR“ durch ganz Deutschland, sie ist im Herbst 2017 im Willy-Brandt-Haus Lübeck zu sehen.

Ausstellungen (Auswahl)

2016 Heimat - Leben in der Utopie, Photo Weekend Stilwerk Düsseldorf
2014 Leben in der Utopie, Romaneum Neuss
2014 Leben in der Utopie, Landesfunkhaus NDR Schwerin
2013 Leben in der Utopie, Burg Vischering Lüdinghausen
2012 Leben in der Utopie, Art Edition Fils Düsseldorf
2012 Grüße aus der DDR, Bildungszentrum BStU Berlin
2010 Grüße aus der DDR, Kulturhistorisches Museum Rostock
2010 Grüße aus der DDR, Heimatmuseum Falkensee
2008 Grüße aus der DDR, Haus Böll, Rostock
1999 Herbst '89, Marienkirche Rostock
1996 Eine Stadt in der Wende, Schabbelhaus Wismar
1990 Das War's, Volk, Marienkirche Rostock
1986 Galerie Brama Warschau
1984 Kulturzentrum der DDR, Paris
1981 Neubauimpressionen, Kultursaal der Post Rostock