Über die Edition
„Jedes Tier ist eine Künstlerin“, so lautet eine provokante These von Rosemarie Trockel. Sie relativiert damit nicht nur die Definition des Menschen als einzig schöpferisches Wesen, sondern auch geschlechtsspezifische Klischees. Und sie zeigt Mut, nimmt sie es doch mit dem Beuys-Diktum „Jeder Mensch ist ein Künstler“ auf. 1:0 für Trockel, doch ums Gewinnen wird es ihr kaum gehen. Sie hinterfragt vielmehr permanent verfestigte Normen, gesellschaftlich und kulturell geprägte Rollenmodelle, Symbole und Kodierungen.
Der Siebdruck, ihrem aufwendig gestalteten und in kleiner Auflage erschienenen Werkverzeichnis „Herde“ von 1997 beigelegt, basiert auf einer Fotografie, die sie in der Lehrküche einer Fachhochschule aufgenommen hat. Positiv und Negativ dieses Bildes sind doppelt, als Vorder- und Rückseite, auf weißem PVC gedruckt, sodass sie bei Gegenlicht betrachtet zur Deckung kommen. Der Effekt: Die weißen Kochjacken werden schwarz, der Kopf des schwarzen Kochs wird weiß. Ein lupenreiner Trockel also, diese Edition, falls sich das in Anbetracht der stilistischen und medialen Vielfalt dieser Künstlerin überhaupt sagen lässt.
Über die Künstlerin
Sie ist eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen überhaupt und steht im Kunstkompass des „Manager“-Magazins seit Jahren auf Platz 3 der einflussreichsten KünstlerInnen hinter Gerhard Richter: Rosemarie Trockel.
Ihre industriell hergestellten Wollbilder mit Logos vom urdeutschen Wollsiegel bis zum Playboy-Bunny sowie die inzwischen legendären Herdplattenbilder, ironischer Kommentar zu den Rasterbildern ihrer männlichen Künstlerkollegen, haben die inzwischen 60-jährige Rosemarie Trockel in den 1980ern bekannt gemacht. Aufsehen erregte 1997 auf der documenta X ihre Arbeit „Haus für Schweine und Menschen“, 1999 war sie die erste Frau im Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig und international stellte sie u. a. im MoMA in New York, in Boston und Chicago aus. Doppelbödige Inhalte, voller listiger Provokationen und oftmals verdeckter Abgründe – Trockel macht es ihrem Publikum nie leicht, aber ihre Kunst ist zugleich viel zu spannend und emotional, als dass man nicht von ihr gefangen genommen würde.
Ausstellungen (Auswahl)
2017, Plus Quam Perfekt, Gladstone Gallery, New York
2017, And I Found Her Bitter. And I Hurt Her.,Sprüth Magers, Berlin
2017, Knitted Works, Skarstedt, London
2016, Reflections / Riflessioni, Pinacoteca Agnelli, Torino, Italy
2016, Study #14. Oh Mystery Girl 3, David Roberts Art Foundation, London
2015, Märzôschnee ûnd Wiebôrweh sand am Môargô niana më, Kunsthaus Bregenz, Bregenz, Austria
2014, Rosemarie Trockel: Less Sauvage Than Others, Aspen Art Museum, Colorado
2013, Rosemarie Trockel: A Cosmos," Serpentine Gallery, London
2013, A Cosmos, Serpentine Gallery, London
2012, Rosemarie Trockel, Ein Kosmos, New Museum, NYC
2012, Tea Party Pavillon, Documenta 13, Kassel
2010, Verflüssigung der Mutter, Kunsthalle, Zürich
2008, Favourite Things, Donald Young Gallery, Chicago
2005, Post-Menopause, Museum Ludwig, Köln
2000, Drawings, Centre Pompidou, Paris
1998, Werkgruppen: 1986 – 1998, Kunsthalle Hamburg