Über den Künstler und das Werk
Am 23. Januar 2010 eröffnete die Galerie Börgmann in Krefeld Jan Muches Ausstellung „Das Porträt“. Zu den dort präsentierten Werken gehörten auch seine Gemälde „Bleich“ (2007), „Oxy“ (2008) und „Inhalt“ (2009). Muche ist ein Wiederverwerter visueller Motive ‒ „Motivplunder“ nannte es die Galerie Börgmann in ihrem damaligen Pressetext: „Figuren, Architekturen, Zeitungsausschnitte, Fotos, Zitate und Werbeslogans – zwischen Politgroteske und Blasmusik, slawischem Film noir, Konstruktivismus und Weltraumfantasien, Gropius’ Bauhaus, schnöden Baumarktkatalogen und Bikiniheftchen.“ Alles, was die Moderne hervorgebracht hat und hervorbringt, kann eingehen in Muches Bilderkosmos. Bildwürdig ist hier jedes Motiv. Muches Kunst will weder bewerten noch bestimmen. „Infrage steht nicht das Bild, sondern die Welt“, so formulierte es treffend der Kerber Verlag, ebenfalls 2010, im Zusammenhang mit Muches Buchveröffentlichung „Der Grund“. Bereits in jenem Jahr stand fest: Muche ist ein Künstler im Sinne der Appropriation Art. Erst vier Jahre zuvor, 2006, hatte er sein Kunststudium an der UdK Berlin bei Karl Horst Hödicke abgeschlossen, um unmittelbar darauf seine ersten vielversprechenden Schritte auf dem Kunstmarkt zu machen.
Muches Malerei dieser frühen Zeit zeichnet sich aus durch eine gesteigerte Buntheit, den gleichwertigen Einsatz von Texten und Bildern, eine besondere Art der Figurendarstellung und einen von der Architektur inspirierten Bildaufbau. Dies gilt auch für seine Gemälde „Bleich“, „Oxy“ und „Inhalt“. Sie zeigen jeweils eine Frau, die uns entweder direkt anschaut oder in eine unbestimmte Ferne blickt. Alle drei Darstellungen vermitteln Zuversicht und Selbstbewusstsein. Sind diese Frauen Kämpferinnen und wenn ja, wofür kämpfen sie? Die Farbpalette ist breit angelegt. Farben und Formen strukturieren nicht nur den Hintergrund, sondern greifen auch in die figurative Darstellung ein, durchkreuzen und überschneiden sie. Dieser Bruch mit den Konventionen der Porträtmalerei ist ‚Muche pur’! Darüber hinaus verwendet der Künstler mit dem Wort „Inhalt“ das Medium der Schrift, das sich jedoch einpasst in die malerische Gesamtgestaltung.
Diese Form der Malerei hat Muche in den letzten Jahren mehr und mehr hinter sich gelassen. Seine Farbpalette ist nun düster, seine Gemälde sind menschleer und abstrakt. Darüber hinaus arbeitet er mittlerweile auch auf dem Gebiet der Skulptur. Damit erweisen sich die hier vorgestellten Originale „Bleich“, „Oxy“ und „Inhalt“ als wertvolle Zeugnisse seiner ersten wichtigen, indes abgeschlossenen Werkphase und damit als Beleg einer sich stets erneuernden künstlerischen Schöpfungskraft. Muches Werk ist zwar im Augenblick noch ein Geheimtipp, doch angesichts dieser beeindruckenden Produktivität stellt sich die Frage: wie lange noch?
Ausstellungen (Auswahl)
2017, Ausrichten – Malerei und Skulptur, C&K Galerie, Berlin
2016, Jan Muche, Mein Block, Galerie Börgmann, Mönchengladbach
2016, Jan Muche Kunstverein Krefeld
2016, Jan Muche - Kunstverein Virtuell/Visuell, Dorsten
2015, Aushub und Einfuhr, Kunstverein Ulm
2015, Jan Muche, Repeater, Deutsche Werkstätten Dresden Hellerau
2014, Jan Muche - Galerie Börgmann, Mönchengladbach
2013, Jan Muche - Spazio Aquardo, Rom
2013, Jan Muche - Opere Scelte, Turin
2013, Jan Muche - GALLERIA INTERNO 18, Cremona
2013, Jan Muche - Kompressor - Studio d'Arte Cannaviello, Mailand
2011, Jan Muche - Magazin - Kunstverein Oerlinghausen, Oerlinghausen
2011, Jan Muche - Das Konstrukt - Kunstverein Duisburg, Duisburg
2010, Jan Muche - "Das Portrait" - Galerie Börgmann, Mönchengladbach
2009, Jan Muche – Orient - Por Amor à Arte Galeria, Porto
2009, Jan Muche - Buona Guarigione - Studio d'Arte Cannaviello, Milan
2008, Jan Muche – Gute Besserung - Michael Schultz Gallery - Seoul, Seoul
2008, Jan Muche - Alles kann, nichts muss - Galerie Michael Schultz, Berlin
2007, Jan Muche - Michael Schultz Gallery - Seoul, Seoul