Über die Künstlerin
Seit nunmehr 50 Jahren richtet Candida Höfer ihre Kamera auf die Innenräume von Kulturstätten. Ob Museumshallen, Bibliotheken oder auch einmal ein Zoologischer Garten: Bei Höfer sind sie völlig menschenleer, aber zugleich voll gefühlter Anwesenheit und gelebter Geschichte – das ist zum Markenzeichen der gebürtigen Eberswalderin geworden.
Dabei manipuliert die Künstlerin nichts: Kein Stuhl in der Kantine des Spiegel-Verlags wird verrückt, kein Vorhang im Florentiner Palazzo Vecchio beiseitegeschoben. Mit der Kamera hält sie rare Momente der Leere und Stille in diesen Räumen fest und bewahrt damit auf Ewigkeit die Vermächtnisse unserer Vergangenheit.
Neben Thomas Ruff, Andreas Gursky und Thomas Struth steht Candida Höfer im Bereich der Fotografie längst an der Spitze der internationalen Kunstszene. Ihre Arbeiten sind in Sammlungen wie den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München oder der Londoner Tate Collection vertreten.
„Innenräume strahlen Schönheit und Charakter aus“, beschreibt Höfer die Faszination für ihre spezifische Motivwahl. Die Räume sind Kultur per se, weil sie von Menschen für Menschen gebaut worden sind, unterstreicht die Künstlerin. Die Spuren, die die Nutzung in ihnen hinterlässt, fängt sie detailreich ein – und so ist der Mensch anwesend, obwohl er nie abgebildet wird. Mehr noch: Diese Konzentration schärft unseren Blick für Ausdrucksweisen und Hinterlassenschaften, die wir sonst häufig übersehen, weil das Geschehen in diesen Räumen im Mittelpunkt steht.
Die in Köln lebende Fotografin zählt heute zu den erfolgreichsten Fotokünstler*innen ihrer Generation. Sie war Meisterschülerin in der wohl berühmtesten Klasse von Bernd und Hilla Becher und somit Teil des ‚Geburtslabors‘ der Kunstfotografie an der Akademie in Düsseldorf. „Das Gute war, dass Bernd Becher und seine Frau Hilla nicht nur über Fotografie sprachen, sondern auch über andere künstlerische Entwicklungen“, erinnert sich Höfer und beschert uns als Betrachter*innen trotz ihrer motivischen Strenge eine vielschichtige, geweitete Perspektive.
Ausstellungen (Auswahl)
2021, Candida Höfer. Belgisches Haus, Galerie Thomas Zander, Köln
2020, 2021, From Becher to Blume. Photographs from the Garnatz Collection in Dialogue, Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
2020, Libraries: The Return, Neue Galerie Gladbeck, Gladbeck
2019, Candida Höfer, Hall Art Foundation, Schloss Derneburg Museum, Derneburg
2019, Candida Höfer – Hiroshi Sugimoto – Thomas Ruff. Selected Works, Charles Riva Collection, Brüssel
2017, Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse, Städel Museum, Frankfurt/Main
2015, Auguste Rodin und Candida Höfer. Innovation und Ort, Kunsthalle Bremen, Bremen
2014, La Disparation des Lucioles. Collection Lambert en Avignon, Prison Sainte-Anne, Musée d’Art Contemporain, Avignon; Villa Borghese, Ben Brown Fine Arts, London; Master Mould and Copy Room, CAFA Art Museum, Peking
2013, Candida Höfer: a Return to Italy, Ben Brown Fine Arts, London
2012, Fotografie Total, MMK - Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main
2012, Neues Museum Berlin, Johnen Galerie, Berlin
2011, Candida Höfer. Interior Worlds, The Baltimore Museum of Art, Baltimore, US
2009, 60 Jahre – 60 Werke. Kunst aus der Bundesrepublik Deutschland, Martin-Gropius-Bau, Berlin
2007, Weimarer Räume, Neues Museum, Weimar
2005, 8779.83 km, Künstler aus Deutschland, Chinese European Art Center, Xiamen City,
2004, Eingelagerte Welten, Candida Höfer in ethnografischen Sammlungen, Völkerkundemuseum, Zürich
2003, 50. Biennale di Venezia (mit Martin Kippenberger), Venedig
2000, Deutsche Kunst in Moskau, Central House of Artist, Moskau